Energie

Drautz eröffnet Biogastag Baden-Württemberg

Der Staatssekretär im baden-württembergischen Wirtschaftsministerium, Richard Drautz, eröffnete heute in der Kongresshalle in Böblingen den 5. Biogastag Baden-Württemberg. Diese Tagung gilt als Highlight unter den Fachkongressen zum Thema „Erneuerbare Energien“ und wird in Zusammenarbeit mit dem Fachverband Biogas e.V. veranstaltet. Thematisiert wird die Effizienzoptimierung von Biogasanlagen durch eine verbesserte Abwärmenutzung ebenso wie der steigende Anbau nachwachsender Rohstoffe, welcher durch die Bonusregelung im Erneuerbare Energien-Gesetzes (EEG) von der Landwirtschaft in zunehmendem Maße als Produktionsalternative zum klassischen Nahrungsmittelanbau gesehen wird. „Silomais, Getreide oder Grassilage werden neuerdings an die Biogasanlage ‚verfüttert’ und es ist zu erwarten, dass sich insbesondere dieser Trend weiter verstärkt“, so die Prognose von Drautz.

Biogasanlagen mit gekoppelter Stromerzeugung sind in Hinblick auf die Abwärmenutzung jedoch mit dem gleichen Handikap behaftet wie jedes thermische Kraftwerk: Nicht benötigte Abwärme muss, insbesondere im Sommer, weggekühlt werden. Dies führt dazu, dass bei einem angenommenen mittleren Abwärmenutzungsgrad von 30 Prozent und unter Berücksichtigung weiterer typischer Betriebsverluste der Gesamtwirkungsgrad der Biogasanlage auf unter 40 Prozent sinkt.

„Beim Betrieb von Hofbiogasanlagen mit Reststoffen mag dies noch hinnehmbar sein, beim Anlagenbetrieb mit hierzu extra angebauten Energiepflanzen ist diese Bilanz jedoch nicht akzeptabel“, so Drautz.

Eine additive Wärmenutzung kann zum Beispiel dadurch erreicht werden, dass ein zu beheizendes Trockengut zum Standort der Biogasanlage transportiert wird. Für diese Anwendung werden zum Beispiel Systeme zur Holzhackschnitzeltrocknung mittels Blockheizkraftwerk (BHKW)-Abwärme bereits angeboten und auch eingesetzt. Eine weitere Lösungsvariante bieten Nahwärmenetze zur Weiterleitung der Abwärme aus dem BHKW-Betrieb vor Ort zu einem geeigneten Wärmeabnehmer.

Ein anderes Konzept sind Mikrogasnetze; dort befindet sich das BHKW in räumlicher Nähe bei der Wärmesenke. Das darauf aufbauende Konzept wäre die direkte Einspeisung ins Erdgasnetz. „Für den weiteren Ausbau der Biogaserzeugung ist daher auch die Frage wichtig, ob es wirtschaftlich gelingt, das Gas auf Erdgasniveau aufzubereiten“, so die Schlussfolgerung von Drautz.

Die Vergütung der Biogaserzeugung erfolgt auf der rechtlichen Grundlage des EEG, und basiert auf einem gestaffelten System aus einer Mindestvergütung plus Aufschläge – unter anderem für die ausschließliche Nutzung nachwachsender Rohstoffe. In Konsequenz daraus wirkt das EEG einer besseren energetischen Nutzung des umfangreichen biogenen Abfallaufkommens in der Landwirtschaft aus der klassischen, getrennten stofflichen Nutzung der landwirtschaftlichen Produkte eher entgegen. „So wurden etliche bisher mit Reststoffen betriebene Biogasanlagen infolge der diesbezüglichen EEG-Novellierung auf ausschließlichen Einsatz nachwachsender Rohstoffe umgestellt“, gibt Drautz zu bedenken. Die derzeitige Rechtslage einer ausschließlichen Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen anstatt einer anteiligen Beimischung induziert somit eine Umgestaltung des Agrarsektors weg von der bisherigen landwirtschaftstypischen stofflichen und energetischen Mehrfachnutzung hin zum Landwirt als eingleisigen Rohstofflieferanten. Insbesondere sollten nach Ansicht von Drautz die mit dieser vorgenommenen Weichenstellung bedingten strukturpolitischen Folgen für die Landwirtschaft kritisch beleuchtet werden unter der Fragestellung: Wie verändert der Anbau nachwachsender Rohstoffe die landwirtschaftliche Bewirtschaftung? Drautz: „Hilfreich wäre es nach meiner Ansicht , wenn sich Landwirtschaft und Biogasverband diesbezügliche Vorgaben zur ‚Guten fachlichen Praxis’ selbst auferlegen würden, in denen unter anderem Fragen zur Mindestfruchtfolge, geeignete Pflanzenschutzmaßnahmen und Düngerbilanzen behandelt würden.

Wirtschaftsstaatssekretär Drautz nutzte die Anwesenheit der wichtigsten Protagonisten und Multiplikatoren der Biogasbranche, um kurz in Umrissen das Konzept des Wirtschaftsministeriums zur Förderung der Weiterentwicklung der energetischen Biomassenutzung vorzustellen.

Abschließend warb Drautz für ein besonderes Projekt: Das Land Baden-Württemberg wird am 22. September 2007 erstmals den Energietag Baden-Württemberg durchführen. „Unser Ziel ist es - gebündelt an einem Tag - auf die Bedeutung und Wichtigkeit der Erneuerbaren Energien und des Energiesparens aufmerksam zu machen und die Bürger dafür zu sensibilisieren.“ Deshalb ist der Energietag - neben einer größeren zentralen Veranstaltung mit etlichen kleineren Aktionen im Land konzipiert , wozu möglichst viele Partner dazu gewonnen werden sollen - selbst Veranstaltungen zum Thema Erneuerbare Energien und Energieeffizienz unter dem Motto des Energietages durchzuführen. „Ich würde mich daher freuen, wenn einige unter Ihnen an diesem Tag zur Besichtigung Ihrer Biogasanlage einladen würden“, so der Aufruf von Drautz an die Anwesenden.

Die Landesregierung bekennt sich - festgehalten im Koalitionsvertrag - zum Ausbau der Erneuerbaren Energien als einem zentralen Element, um die Versorgungssicherheit im Land zu stärken. Bis 2010 soll im Land ein Anteil von circa 11,5 Prozent an der Stromerzeugung und am Primärenergieverbrauch von etwa 5 Prozent erreicht werden. Bis 2020 soll der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung auf 20 Prozent steigen. Insbesondere die Vergärung von Biomasse – sowohl aus biogenen Abfällen als auch aus hierfür angebauten Energiepflanzen - soll dabei eine wichtige Rolle spielen.

Die Nutzung von Biogas als Energiequelle kann einen erheblichen Anteil zum Energiemix der Zukunft beitragen, um mittelfristig die Abhängigkeit von Energieimporten in Grenzen zu halten. Derzeit stammen rund 16 Prozent des in Deutschland verbrauchten Erdgases aus heimischer Förderung. In den nächsten Jahren wird sich die heimische Fördermenge deutlich verringern; Gas aus Biomasse könnte diese Lücke zumindest teilweise schließen. Unter den Erneuerbaren Energien hat insbesondere die Biogasnutzung in den zurückliegenden Jahren einen erheblichen Wachstumsschub erfahren. Die Anlagenanzahl hat sich innerhalb der vergangenen 6 Jahre vervierfacht; die Anlagenleistung ist in diesem Zeitraum auf das 25-fache gestiegen. Etwas mehr als ein Zehntel dieser Erzeugungsleistung entfällt auf Baden-Württemberg – hinter Niedersachsen und Bayern liegt das Land bundesweit an dritter Stelle. Etwa 486 Anlagen mit einer Gesamtleistung von circa 96 Megawatt (MW) werden derzeit im Land betrieben. Dieses Jahr wird ein weiterer Ausbau auf weit über 100 MW erwartet - und für die kommenden zehn bis zwanzig Jahre wird ein weiterer rasanter Leistungszuwachs prognostiziert. Unter Annahme einer jährlichen Laufzeit von 7000 Stunden könnte mit 100 MW Leistung 700 Gigawattstunden (GWh) an elektrischem Strom erzeugt werden; dies entspricht etwa 1 Prozent des Jahresstrombedarfs im Land.

Quelle:

Wirtschaftsministerium

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