Der Staatssekretär im baden-württembergischen Wirtschaftsministerium Richard Drautz hat heute am Rande der auswärtigen Kabinettssitzung der Landesregierung in Eppingen (Lkr. Heilbronn) dringende wirtschaftspolitische Maßnahmen des Bundes zum Abbau des sich immer mehr verschärfenden Fachkräftemangels gefordert.
„Baden-Württemberg ist in Deutschland am stärksten vom Fachkräftemangel betroffen. Uns fehlen derzeit vor allem Ingenieure. Über 10.000 Stellen sind nicht besetzt. Damit entgeht unseren baden-württembergischen Unternehmen ein Umsatz in Höhe von einer Milliarde Euro im Jahr“, sagte der Staatssekretär. Darüber hinaus fehle es auch an Facharbeitern wie Schlosser oder Elektriker.
„Wir brauchen dringend ein Maßnahmenbündel zur Behebung des Fachkräftemangels, der sich aufgrund der demografischen Entwicklung ständig verschärfen wird“, warnte Drautz und plädierte für ein Fünf-Punkte-Programm:
- Erleichterung der Zuwanderung von hoch qualifizierten Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen aus dem Ausland
- Erleichterung der Beschäftigung für ausländische Absolventen deutscher Hochschulen
- höhere Erwerbsbeteiligung Älterer und von Frauen
- Erhöhung der Leistungsanreize für Fachkräfte
- verstärkte Qualifizierung.
Als erstes müsse Deutschland ganz schnell die Hürden für ausländische Fachkräfte abbauen, forderte Drautz. Dazu müsse das Mindesteinkommen für das Aufenthaltsrecht von derzeit 85.500 Euro halbiert werden. Auch mittelständische Betriebe müssten die Chance haben, das Gehalt bezahlen zu können. Die derzeitigen Regelungen im Aufenthaltsgesetz bezeichnete der Staatssekretär als mittelstandsfeindlich. Deshalb werde er sich am kommenden Freitag im Bundesrat für eine entsprechende Änderung des Aufenthaltsgesetzes einsetzen und dort einen gemeinsamen Antrag mit dem Land Niedersachsen einbringen.
Außerdem müssten ausländische Studenten nach ihrem Studienabschluss in Deutschland bleiben dürfen, so Drautz weiter. Zusätzlich müsse Deutschland aktiv im Ausland Hochqualifizierte akquirieren.
„Weiterhin ist es wichtig, dass wir unser Arbeitskräftepotenzial in Deutschland ausschöpfen. Das bedeutet, dass ältere Arbeitskräfte länger in den Unternehmen bleiben. Dazu muss die Frühverrentung beendet werden und die berufliche Weiterbildung muss forciert werden“, forderte der Staatssekretär. Außerdem müsse das Arbeitskräftepotential der Frauen endlich voll ausgeschöpft werden.
Nicht zuletzt sei es unabdingbar, dass die Steuer- und Abgabenbelastung abgebaut werde, um die Leistungsanreize zu erhöhen und die Abwanderung von Arbeitskräften ins Ausland zu reduzieren. Es sei untragbar, so Drautz, dass die Beschäftigten in Deutschland im internationalen Vergleich mit am höchsten mit Steuern und Abgaben belastet werden und zwar Ledige mit durchschnittlich 56 Prozent und Familien mit 46 Prozent des Bruttoverdienstes. „Deshalb brauchen wir nach der Reform der Unternehmenssteuern jetzt eine Reform der Einkommensteuer zugunsten der Arbeitnehmerinnen und der Arbeitnehmer“, so Drautz abschließend.
Quelle:
Wirtschaftsministerium