Interview

„Geld in die Zukunft des Landes investieren“

Portrait von Finanzminister Danyal Bayaz / Foto: Marijan Murat/dpa

Im Interview spricht der neue Finanzminister Dr. Danyal Bayaz mit Katja Bauroth und Jürgen Gruler im Mannheimer Morgen über seine neue Verantwortung, seine Arbeit im Bundestag und über Investitionen in den Klimawandel und die Digitalisierung.

Herzlichen Glückwunsch. Wie geht’s Ihnen nach der Ernennung?

Dr. Danyal Bayaz: Die Vereidigung war ein besonderer Moment. Es erfüllt mich gleichermaßen mit Stolz und Demut, meinem Heimatbundesland als Finanzminister dienen zu dürfen. Ich freue mich auf die neue Aufgabe, auch wenn es mir nicht leichtgefallen ist, die Arbeit im Bundestag samt Team hinter mir zu lassen. Da hat es schon sehr geholfen, dass ich im Finanzministerium in Stuttgart mit großer Offenheit und Neugierde empfangen wurde.

Welche Reaktionen haben Sie nach Bekanntwerden erlebt?

Bayaz: Mich haben unheimlich viele Glückwünsche erreicht, auf allen möglichen Kanälen, gerade auch aus der Kurpfalz. Das hat mich berührt und motiviert. Zudem hat es mich gefreut, nette Worte auch aus anderen Fraktionen im Bundestag erhalten zu haben. Diesen respektvollen Umgang unter Demokraten will ich auch im neuen Amt pflegen.

Die Menschen brauchen eine positive Zukunftsperspektive 

Geht für Sie hier ein politischer Traum in Erfüllung?

Bayaz: Für mich war dieser Weg nicht vorgezeichnet, auch in den Bundestag bin ich ja eher als Quereinsteiger gekommen. Ehrlicherweise hat sich die Perspektive auf das Amt des Finanzministers erst wenige Tage vor der Vereidigung konkretisiert. Mir ist bewusst, welche Verantwortung ich nun trage und ich werde alles daransetzen, dieser zum Wohle der Menschen in Baden- Württemberg gerecht zu werden. Hinter uns liegen harte Monate der Pandemie. Viele Menschen sind müde und brauchen eine positive Zukunftsperspektive. Ich will meinen Teil dazu beitragen und der Koalitionsvertrag ist dafür eine sehr gute Grundlage. Ich freue mich auf die Arbeit.

Durch das Mitwirken im Wirecard-Untersuchungsausschuss sowie Ihrer vorherigen Tätigkeit in einer Wirtschaftsberatung sind Sie in der Republik bekannt geworden. Meinen Sie, das war letztlich mit ausschlaggebend?

Bayaz: Die Arbeit im Bundestag war intensiv, lehrreich und bereichernd. Durch den Wirecard-Skandal haben viele Menschen Teile ihrer Ersparnisse verloren. Persönlich wäre es mir lieber gewesen, es hätte den Betrug und den Untersuchungsausschuss nicht gegeben. So war es aber wichtig, den Skandal bestmöglich politisch aufzuklären. Wir haben fraktionsübergreifend gute Arbeit geleistet, dürfen hier aber nicht stehen bleiben und müssen Lehren daraus ziehen.

Das Land steht auch in schwierigen Zeiten gut da

Das Amt des Finanzministers ist kein leichtes – erst recht nicht in der jetzigen Situation. Investieren in ein Innovationsland und gleichzeitig sparen – wie soll dieser Spagat gelingen?

Bayaz: Der Ministerpräsident und meine Vorgängerin Edith Sitzmann haben über viele Jahre vertrauensvoll zusammengearbeitet. Das ist einer der Gründe, warum das Land auch in schwierigen Zeiten gut dasteht. Gleichzeitig sehen wir, dass die Pandemie an vielen Stellen wie ein Brennglas wirkt. Der Nachholbedarf bei der Digitalisierung ist da nur das offensichtlichste Beispiel. Und der Klimawandel macht ja auch keine Pause. Wir werden uns angesichts knapper Kassen genau darüber unterhalten müssen, welche Prioritäten wir setzen. Da wird an mir auch von allen Seiten gezerrt werden, aber ich bin ganz gut geerdet.

Freuen Sie sich, dass Sie jetzt Herr über das Schwetzinger, Mannheimer und Heidelberger Schloss sind? Wie werden Sie das nutzen?

Bayaz: Ich freue mich vor allem darüber, dass diese Schlösser und Gärten im Besitz des Landes und damit der Menschen in Baden-Württemberg sind. Wir als Land müssen ja nicht nur in Neues investieren, sondern auch unser Vermögen hegen und pflegen. Daher bin ich sehr froh, dass mich Staatssekretärin Gisela Splett bei dieser Aufgabe mit ihrer Erfahrung und Kompetenz unterstützt. Aber Sie haben Recht: Künftige Besuche am Heidelberger Schloss oder im Schwetzinger Schlossgarten werde ich sicher mit anderen Augen erleben: Ist die Fassade noch in Schuss? Muss der Gärtner mal wieder kommen? (Bayaz lacht).

Wenn Sie jetzt im Land Finanzminister sind, wie geht es dann auf Bundesebene weiter – kandidieren Sie 2021 noch direkt?

Bayaz: Ich werde im Laufe des Monats mein Bundestagsmandat niederlegen. Für die Bundestagswahl im Herbst wird dann natürlich ein neuer Kandidat oder eine neue Kandidatin antreten. Die Grünen- Kreisverbände vor Ort sind dazu aktuell bereits im Gespräch. Ich habe schon ein paar starke Namen möglicher Kandidierender gehört und würde mich sehr freuen, wenn der Spargelwahlkreis auch in Zukunft eine Grüne Stimme in Berlin hat.

Die Fragen stellten Katja Bauroth und Jürgen Gruler.

Quelle:

Das Interview erschien am 15. Juni 2021 in der Schwetzinger Zeitung.

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