Städte- und Wohnungsbau

Städtebaukongress und Preisverleihung der Initiative „Bauen und Wohnen im Bestand“

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Karlsruhe - „Bauen und Wohnen im Bestand - Vielfältig | Lebendig | Zukunftsfähig“. Unter dieses Motto hat die Arbeitsgemeinschaft Baden-Württembergischer Bausparkassen (ARGE) ihre gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium und dem Ministerium für Ländlichen Raum, Ernährung und Verbraucherschutz ausgelobte Initiative 2009/2010 gestellt. Insgesamt 190 Beiträge aus 115 Städten und Gemeinden in Baden-Württemberg – eine Rekordbeteiligung – belegen die enorme Bedeutung des Themas.

Eine unabhängige Jury unter Vorsitz des Architekten Dieter Ben Kauffmann, Stuttgart, vergab zehn Preise. Darüber hinaus wurden fünf Anerkennungen ausgesprochen. Die Preissumme betrug insgesamt 65.000 Euro.

Die Preisverleihung der Initiative, die unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Stefan Mappus steht, fand am 9. November im Rahmen eines Städtebaukongresses im Kultur- & Kongresszentrum Stadthalle in Karlsruhe statt. Es wurden Beiträge unterschiedlicher Planungsebenen ausgezeichnet – vom Einzelobjekt bis zur kommunalen Gesamtstrategie.

Das Ergebnis der Initiative wird in einer Wanderausstellung und in einer umfangreichen Broschüre dokumentiert. Die Veröffentlichung enthält zudem eine fachliche Auswertung, die allen Interessierten praktische Hinweise zur Umsetzung bietet.

Dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Baden-Württembergischer Bausparkassen, Matthias Lechner, lag besonders daran, den rund 400 Teilnehmern des Kongresses die wirtschaftliche Bedeutung des Bauens im Bestand zu verdeutlichen. „Instandsetzung und Modernisierung, Anpassung und Umnutzung nehmen heute im Wohnungsbau eine dominierende Rolle ein. Nicht weniger als zwei Drittel der Investitionen im Wohnungsbau fließen in Bestandssanierung und -ergänzung. Die Vielfalt der baulichen Lösungen, wie sie diese Initiative zeigt, ist beeindruckend.“

Aus Sicht der sozialwissenschaftlichen Fachbegleitung betonte Prof. Dr. Tilman Harlander vom Institut Wohnen und Entwerfen der Universität Stuttgart die große Bedeutung von generationengerechtem Wohnraum. „Die Städte müssen allen Bewohnern einen angemessenen Lebensraum bieten. Wohnung und Wohnumfeld sollten deshalb stärker auf die spezifischen Bedürfnisse jeder Generation zugeschnitten sein. Hinzu kommt auch die Berücksichtigung der Bedürfnisse einkommensschwacher Haushalte und die Beteiligung der Bewohner an Planung und Realisierung.“

Prof. Dr. Franz Pesch vom Städtebau-Institut der Universität Stuttgart, der die städtebauliche Betreuung der Initiative übernommen hat, zog aus fachlicher Sicht ein positives Fazit: „Die Städte und Gemeinden können nur dann ihre Zukunft in einer auf lange Sicht schrumpfenden und alternden Gesellschaft erfolgreich gestalten, wenn sie die Chancen erkennen und wahrnehmen, die in der Innenentwicklung und vor allem in der Umnutzung des Bestands liegen. Die Initiative 2009/2010 hat hierzu wertvolle Anregungen gegeben."

Stadtbaurat Uwe Bodemann erläuterte anhand des Projekts „Hannover 2020+“ die Bedeutung des Wohnens für die weitere Entwicklung der Innenstadt: "Die Wohnnutzung ist und bleibt eine zentrale Funktion der Innenstadtentwicklung. Wer lebendige Städte haben möchte, muss nach Möglichkeiten suchen, attraktiven Wohnraum in den Zentren zu schaffen. Die Orientierung am Bestand und seinen Möglichkeiten ist ein probates Mittel, um praxisnah die Chancen und Herausforderungen bei der Planung und Entwicklung vielfältiger innerstädtischer Wohnstandorte auszuloten."

Helmut Rau MdL, Minister im Staatsministerium Baden-Württemberg, stellte in seinem Grußwort heraus, dass die herausgehobene Position des Landes Baden-Württemberg innerhalb der Bundesländer vor allem auch auf der Kreativität und dem Engagement ihrer Kommunen, Bürger und Unternehmen gründet: „Gerade Bestandsprojekte zeichnen sich durch ein hohes Maß an Individualität und das große Engagement aller Akteure aus. Nicht nur Städte, Gemeinden und Landkreise, sondern auch Verbände, Unternehmen und private Projektträger, Stadtplaner, Architekten und Bürgergruppen haben im Rahmen der Initiative hochinteressante Konzepte und Projekte präsentiert. Die im Rahmen des Wettbewerbs eingereichten, äußerst vielfältigen Beiträge sind ein Spiegelbild der Möglichkeiten. Sie zeigen, was mit Engagement und Ideenreichtum erreicht werden kann.“

Auch im Jahr 2011 – so kündigte Matthias Lechner in seinem Schlusswort an – werde die Arbeitsgemeinschaft Baden-Württembergischer Bausparkassen wieder eine Initiative ausloben. Im Mittelpunkt soll dann das Thema „Generationengerechte Wohnkonzepte für Städte und Gemeinden“ stehen .

Bilder zur Preisverleihung sowie zu den prämierten Projekten/Beiträgen stehen unter www.arge-online.org zum Download bereit.

Die Begründungen der Prämierung zu den einzelnen Projekten:

Preisträger und Anerkennungen der Initiative „Bauen und Wohnen im Bestand – Vielfältig | Lebendig | Zukunftsfähig":


Preise

Acht Preise zu je 5.000 Euro:

  • Sanierungsgebiet Rötenberg, Aalen
  • Stadtteilzentrum Pliensauvorstadt, Esslingen
  • Zweihaus, Stuttgart
  • Stadtregal, Ulm
  • Leben – Wohnen – Arbeiten im „Minimal-Energie-Haus“, Ellwangen
  • Sanierungsgebiet Albert-Schweitzer-Straße / Fröbelstraße, Lahr
  • Einzeldenkmale Schönaugasse 10+12, Bad Säckingen
  • Umbau eines Bauernhofs zum Jugend- und Kulturzentrum mit Mediothek, Boxberg


Anerkennung

Vier Anerkennungen in Höhe von 2.500 Euro:

  • Wohnen und Arbeiten „Im Grün“, Freiburg
  • Quartier Samariterhaus, Heidelberg
  • Erhalt und Sanierung der Lohfeldsiedlung, Karlsruhe
  • Wohnen und Einkehren im Waldhorn, Heimsheim

Sonderpreis des Ministeriums für Ländlichen Raum, Ernährung und Verbraucherschutz zu je 2.500 Euro:

  • „Ortsteilentwicklung Geislingen“,
  • Sanierung „Altes Rathaus“,
  • Sanierung „Altes Schulhaus“

Sonderpreis des Wirtschaftsministeriums in Höhe von 5.000 Euro:

  • Erneuerung des Köngener Schlosses, Köngen

Sonderanerkennung des Wirtschaftsministeriums in Höhe von 2.500 Euro:

  • Dorfgasthaus „bolando“, Bollschweil

Quelle:

Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg / Ministerium für Ländlichen Raum, Ernährung und Verbraucherschutz Baden-Württemberg / Arbeitsgemeinschaft Baden-Württembergischer Bausparkassen