"Vom Gelingen der Unternehmensübergaben hängen allein bei uns in Baden-Württemberg jährlich rund 140.000 Arbeitsplätze ab", erklärte Richard Drautz, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, heute anlässlich der Eröffnung des Fachforums "Finanzierung von Unternehmensnachfolgen" bei der L-Bank in Stuttgart. Dabei sei - nach Ergebnissen einer Studie des Instituts für Mittelstandsforschung im Auftrag der L-Bank - die Finanzierung das größte Problem der Nachfolger. Das vom Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg in Kooperation mit der L-Bank veranstaltete Fachforum ist Teil des EU-Projekts "Next Business Generation" an dem neben Baden-Württemberg fünf weitere europäische Regionen beteiligt sind. Aufgrund der enormen Resonanz auf die erste Veranstaltung im Juli dieses Jahres fand sie nun zum zweiten Mal statt.
In Baden-Württemberg - aber auch europaweit - sollen in den nächsten fünf Jahren bis zu 15 Prozent der bestehenden Unternehmen an einen Nachfolger übergeben werden. Ungefähr 690.000 Unternehmen mit 2,8 Millionen Beschäftigten sind jährlich in ganz Europa betroffen. Dabei zeigte die Studie der L-Bank, dass in den Jahren 1997 bis 2002 noch rund drei Viertel der Nachfolger aus der Familie kamen, dies aber aktuell nur noch knapp 50 Prozent sind. Jeder zweite externe und jede vierte familieninterne Nachfolger hat Schwierigkeiten mit der Finanzierung. "Während familienintern jede zweite Betriebsübergabe unentgeltlich erfolgt, benötigen 90 Prozent der externen Übernehmer Fremdkapital, erklärte Richard Drautz. Häufig ergibt sich erst nach der Übernahme ein ungeplanter Kapitalbedarf.
Da ganz Europa von diesem Problem betroffen ist, koordiniert das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg das europäische Projekt "Next Business Generation", das von der EU gefördert wird. Ziel ist es, den Erfahrungsaustausch zwischen den beteiligten Regionen - Lombardei, Niederösterreich, Thessalien, West Midlands sowie der Kanton Zürich - zu verstärken, erfolgreiche Unterstützungsmodelle zu ermitteln sowie gemeinsam neue Maßnahmen zu entwickeln.
In Baden-Württemberg ist die Sicherung der Unternehmensnachfolge ein zentrales Element der Mittelstandsförderung. "Mit einem 12-Punkte-Programm, das sich als Markenzeichen in Baden-Württemberg und darüber hinaus etabliert hat, leistet das Land in Zusammenarbeit mit den Wirtschaftsorganisationen und Fördereinrichtungen umfangreiche Hilfestellung", so Richard Drautz. Dazu gehört unter anderem eine Übergabe-Beratung. Dabei wird eine ganzheitliche Beratung zur Nachfolgeplanung aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert. Seit 2003 wurden bei mehr als 240 Unternehmen Übergabe-Beratungen mit Zuschüssen in Höhe von 500.000 Euro durchgeführt.
"Ich werde mich dafür einsetzen, dass auch in Zeiten reduzierter Budgets die Unterstützung von Unternehmensnachfolgen auf hohem Niveau fortgeführt werden kann", erklärte der Staatssekretär. Bei der Planung der Förderperiode 2007 bis 2013 des ESF werde ein Schwerpunkt auf die Sicherung der Unternehmensnachfolge gelegt.
Quelle:
Wirtschaftsministerium