Bundesrat

Länder gehen gegen Steuerbetrug im Onlinehandel vor

Die Finanzminister der Länder haben bei ihrer Sitzung heute in Berlin beschlossen, gegen den Umsatzsteuerbetrug im Onlinehandel vorzugehen. Betreiber von Internetmarktplätzen sollen in Haftung genommen werden können, wenn bei ihnen tätige Händler die Umsatzsteuer nicht abführen. Gemeinsam mit dem Bund wollen die Länder im ersten Quartal 2018 einen entsprechenden Gesetzentwurf erarbeiten.

Baden-Württembergs Finanzministerin Edith Sitzmann und Hessens Finanzminister Dr. Thomas Schäfer hatten das Thema vorangetrieben: „Steuerausfälle geschätzt im hohen dreistelligen Millionenbereich, Wettbewerbsnachteile für die ehrlichen Händler und das kriminelle Umgehen der Steuerpflicht: Es gibt mehr als genug triftige Gründe, warum wir gegen den um sich greifenden Umsatzsteuerbetrug im Onlinehandel vorgehen müssen. Der Beschluss der Länderfinanzminister ist deshalb wichtig. Dieselben Gründe sprechen aber auch für ein schnelles Vorgehen. Wir behalten uns daher weiterhin vor, mit einer Bundesratsinitiative unserer Länder aufs Tempo zu drücken. Dass eine schwierige Regierungsfindung in Berlin wichtige Schritte im Kampf für mehr Steuergerechtigkeit verzögert, werden wir nicht hinnehmen. Heute sind wir aber gemeinsam einen großen Schritt vorangekommen. Unser Ziel, im ersten Quartal 2018 einen konkreten Gesetzentwurf folgen zu lassen, hält das Tempo hoch. Wir freuen uns, dass der Bund signalisiert hat, unser Anliegen zu unterstützen.“

Eine Arbeitsgruppe der Finanzressorts von Bund und Ländern hatte nach einem klaren Beschluss der Finanzminister bei ihrer Jahreskonferenz in Konstanz im Mai Vorschläge erarbeitet, wie der Steuerbetrug beim Internethandel bekämpft werden kann. Die Länderfinanzminister stimmten dem heute zu. „Damit sollen die Marktplatzbetreiber haften, wenn die Umsatzsteuer nicht abgeführt wird“, erklärte Sitzmann. Die Haftung würde greifen, wenn Marktplatzbetreiber die steuerliche Registrierung eines Händlers nicht nachweisen können. Sie wären auch dann in der Pflicht, wenn ein Finanzamt dem Marktplatzbetreiber mitteilt, dass der Händler seinen steuerlichen Pflichten nicht nachkommt. „Betreiber könnten die Haftung abwenden, indem sie den Händler vom Marktplatz entfernen“, so Schäfer.

„Wir möchten aber noch weiter gehen“, kündigten Schäfer und Sitzmann an. „Die Umsatzsteuer muss so einfach funktionieren wie der Internethandel. Wir können uns deshalb eine Art Quellensteuer bei den Marktplatzbetreibern gut vorstellen. An einem Vorschlag dazu arbeiten wir in den kommenden Monaten. Auch das haben wir heute beschlossen.“ Das Geld der Kunden ginge vom Marktplatzbetreiber netto an den Verkäufer, die Umsatzsteuer direkt an das Finanzamt. 

Hintergrund

Insbesondere in der Volksrepublik China und in Hongkong sitzen Unternehmen, die Waren in die EU einführen und sie dort bei sogenannten Fulfillment-Dienstleister zwischenlagern. Kunden bestellen online bei diesen virtuellen Marktplätzen, die aus ihren Lagern die Ware liefern und auch gleich den Preis abbuchen. Dass ein Produkt aus dem Ausland kommt, ist für viele Kunden kaum ersichtlich. Weil die Händler aus dem Ausland nicht steuerlich registriert sind, lassen sie die Finanzverwaltung links liegen und kassieren die Umsatzsteuer selbst mit ein.

Es sind vor allem günstige Massenprodukte, bei denen der Wettbewerb massiv eingeschränkt ist. Druckerpatronen etwa, USB-Sticks oder Lichterketten. Es kommt vor, dass asiatische Händler auf den einschlägigen Marktplätzen ein vermeintlich gleiches Produkt um ein Drittel billiger anbieten als hiesige Händler. Tatsächlich wurden die Artikel oftmals munter nachgebaut - ungeachtet der Lizenz- oder Patentrechte. Zurücknehmen wird ein solcher Händler das Produkt nicht. Das deutsche Unternehmen muss das. Ebenso wie die Umsatzsteuer abführen.

Oft kommt noch Betrug beim Zoll dazu: Bei der Einfuhr der Ware in die EU wer-den Einfuhrumsatzsteuer und Zoll hinterzogen. Festgestellt wird das häufig erst bei einer späteren Zollprüfung. Dann ist es zu spät; die Ware ist weiterverkauft und der Händler hat noch einen zusätzlichen Gewinn eingestrichen. Hier ist der Bund mit seiner schlagkräftigen Zollverwaltung gefragt. Es wäre viel geholfen, wenn die Einfuhrfälle ausreichend überprüft würden.

Zum Gastbeitrag von Finanzministerin Sitzmann in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 29. November 2017: Gleiche Chancen für Händler im Netz

Weitere Meldungen

Finanzminsiter Danyal Bayaz spricht bei der Pressekonferenz im Landtag von Baden-Württemberg
  • Finanzen

Ministerrat beschließt Regierungsentwurf für Doppelhaushalt 2025/2026

Eine Schülerin spielt Geige im Musikunterricht
  • Steuern

Steuerbefreiung von Musikunterricht: Land will Klarheit vom Bund

Neues Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin in Freiburg, Ansicht Innenbereich mit bunten Stühlen, Tischen, bunten Lichtern an der Decke
  • Vermögen und Bau

Neues Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin in Freiburg

Famile mit zwei Kindern sitzt auf dem Boden vor einem Haus
  • Grundsteuer

Transparenzregister zur Anpassung der Hebesätze veröffentlicht

Pressekonferenz von Vermögen und Bau zur Vorstellung des Digitalen Geschäftsberichts mit Finanzstaatssekretärin Gisela Splett
  • Vermögen und Hochbau

Digitaler Geschäftsbericht der Staatlichen Vermögens- und Hochbauverwaltung 2023

Daniel Karmann/dpa
  • Haushalt

Land beauftragt europäische Ratingagentur

Baufreigabe Neubau Rechenzentrum Uni Mannheim Visualisierung Schräge Ansicht
  • Vermögen und Bau

Arbeiten für den Neubau des Rechenzentrums Universität Mannheim beginnen

Oberfinanzpräsident Bernd Kraft (links) und Staatssekretärin Gisela Splett bei der Vorstellung der Bilanz 2023
  • Steuern

Bilanz der Steuerverwaltung Baden-Württemberg 2023

Spielkarte mit "AAA" als Rating in BW
  • Haushalt

Kreditwürdigkeit: Wieder Bestnote für das Land

Finanzminister Bayaz bei seiner Rede für das Demokratische Bankett Schloss Rastatt
  • Rede

Demokratisches Bankett Schloss Rastatt

Schloss Schwetzingen
  • Termine

Sommertour von Finanzminister Dr. Bayaz

Visualisierung MINT Internat von Innen, Aula
  • Vermögen und Bau

Arbeiten für neues Internats- und Schulgebäude MINT-Exzellenzgymnasium Bad Saulgau beginnen

Finanzminister Danyal Bayaz am Rednerpult
  • Rede

80. Jahrestag des Stauffenberg-Attentats

Wettbewerb für den Neubau des Ankunftszentrums für Geflüchtete im Patrick Henry Village in Heidelberg Platz 1
  • Ankunftszentrum für Geflüchtete

Wettbewerb Neubau Ankunftszentrum für Geflüchtete im Patrick Henry Village entschieden

PV-Panels vor einem blauen Himmel / Foto: Asia Chung on Unsplash
  • Photovoltaik

Finanzstaatssekretärin Gisela Splett besichtigt aktuelle Photovoltaikprojekte

Visualisierung Neubau des Transfer Hub for Innovation in Society an der Pädago-gischen Hochschule Schwäbisch Gmünd
  • Vermögen und Bau

Spatenstich Neubau Transfer Hub for Innovation in Society Schwäbisch Gmünd

Portrait von Finanzminister Danyal Bayaz
  • Bundesrat

Änderungen in der Rentenpolitik gefordert

Green Bond BW
  • Green Bond BW

Dritter Green Bond BW hat positive Umweltwirkung

  • Haushalt

Eckpunkte für den Doppelhaushalt

Famile mit zwei Kindern sitzt auf dem Boden vor einem Haus
  • Steuern

Urteil des Finanzgerichts zur Grundsteuer

Bauteil D Hochschule Heilbronn Vorlesungssaal
  • Vermögen und Bau

Saniertes Gebäude D der Hochschule Heilbronn übergeben

Visualisierung Mensa der Hochschule Aalen von Außen
  • Vermögen und Bau

Übergabe Fakultätsgebäude Wirtschaftswissenschaften und Spatenstich Mensa an der Hochschule Aalen

Blick auf ein durch Hochwasser zerstörtes Gebäude an der Wieslauf
  • Steuern

Unterstützung für Betroffene des Hochwassers durch steuerliche Maßnahmen

PV-Panels vor einem blauen Himmel / Foto: Asia Chung on Unsplash
  • Vermögen und Bau

Energiesparende Maßnahmen bei Landesgebäuden

Titelbild Steuertipps für Menschen mit Behinderung
  • Steuern

Steuertipps für Menschen mit Behinderung