Finanzpolitik

Finanzminister macht Kassensturz

Berechne Lesezeit
  • Teilen

"Nach 57 Jahren CDU-geführten Regierungen ist es selbstverständlich, dass sich die Landesregierung mit dem Kassensturz einen Überblick über die tatsächliche Finanzlage des Landes verschafft. Nur so lassen sich die finanziellen Gestaltungsspielräume für künftige Aufgaben und Planungen ermitteln. Selbst nach Einarbeitung der Ergebnisse aus der Mai-Steuerschätzung werden in der Mittelfristigen Finanzplanung in 2012 bis 2014 noch Deckungslücken von rund 1,3 bis 2,4 Milliarden Euro bestehen." Dies sagte der Minister für Finanzen und Wirtschaft Nils Schmid am Mittwoch (29. Juni 2011) anlässlich der Regierungserklärung zum Kassensturz in Stuttgart.

"Die Vorgängerregierung hat auf Kosten der künftigen Generationen gewirtschaftet. Vielfach wurde nur kurzfristige Kosmetik betrieben, statt nachhaltige Sparbemühungen umzusetzen. So sind nach den Plänen der alten Regierung allein im Haushaltsvollzug für 2011 Entnahmen aus der Rücklage von über 1,1 Milliarden Euro vorgesehen. Bereits Ende 2013 wird der Bestand der Rücklagen mit 80,5 Millionen Euro nahezu vollständig aufgebraucht sein. Auch wurden Sonderausschüttungen von der L-Bank in Höhe von 600 Millionen Euro seit 2005 verlangt. Dadurch wurde die Finanzkraft der Bank geschwächt. Zugleich wurden Projekte wie die Qualitätsoffensive Bildung begonnen, ohne eine vollständige Finanzierung sicherzustellen. So fehlen allein für diese Offensive ab 2013 jährlich im Haushalt 225 Millionen Euro, obwohl die Kosten weiterlaufen," erklärte der Minister.

Neben dem Kernhaushalt hinterlasse die Vorgängerregierung in den sogenannten Extrahaushalten Schulden in Höhe von rund 22 Milliarden Euro. Damit belaufe sich die Verschuldung des Landes statt der von der alten Landesregierung stets genannten 43 Milliarden Euro auf rund 65 Milliarden Euro.

Ähnliches gelte für den Bereich Pensionen. 68 Milliarden Euro der Pensionsverpflichtungen für die Landesbediensteten sind derzeit nicht gedeckt. Auch hier habe man die Lasten in die Zukunft verschoben und damit den künftigen Generationen aufgebürdet. Dazu käme ein gewaltiger Sanierungsstau von 2,6 Milliarden Euro bei den Landesgebäuden. Für die Landesstraßen sind jährlich Investitionen von 100 Millionen Euro nötig. Ab 2012 sind in der Finanzplanung dafür nur 50 Millionen Euro vorgesehen. Auch in den vergangenen Jahren war in Baden-Württemberg immer unterdurchschnittlich in das Straßensystem investiert worden.

"Der Kassensturz verdeutlicht, dass die Vorgängerregierung gewaltige finanzielle Lasten und ungelösten Finanzierungsfragen hinterlassen hat. Diese zu lösen, den Haushalt zu konsolidieren und die Schuldenbremse 2020 einzuhalten ist eine Herkulesaufgabe. Dies kann nur gelingen, wenn wir Schritt für Schritt den vor uns liegenden Aufgabenberg abarbeiten," so Schmid abschließend.

Quelle:

Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg

Weitere Meldungen

Podcast

Was tun gegen den finanziellen Kollaps der Kommunen, Boris Palmer?

Finanzminister Danyal Bayaz spricht im Plenarsaal des Landtags am Redepult, im Vordergrund scharf zu sehen. Im unscharfen Hintergrund sitzt Ministerpräsident Winfried Kretschmann.
Haushalt

Nachtragshaushalt 25/26: Unterstützung für Kommunen, gezielte Investitionen

Staatssekretärin Gisela Splett hält die Vorderseite der frisch geprägten Medaille in die Kamera – das Koala Motiv ist zu erkennen.
Beteiligungen

Staatliche Münzen prägen neue Wilhelma-Medaille

Dummy Image
Haushalt

Sondervermögen: So sieht die Verteilung auf Kommunen und Landkreise aus

Visualisierung vom neuen Forum Uni Konstanz
Vermögen und Bau

Spatenstich für das neue Forum und die neue Großwärmepumpe an der Uni Konstanz

Euro-Banknoten und -Münzen
Haushalt

Regierungsentwurf für den Nachtragshaushalt verabschiedet

Visualisierung Neubau Cyber Valley an der Universität Tübingen
Vermögen und Bau

Neubau Cyber Valley I an die Uni Tübingen übergeben

Visualisierung des Neubaus Physik an der Universität Stuttgart
Vermögen und Bau

Spatenstich für den Neubau Physik an der Universität Stuttgart

Podcast

Was können wir von Matthias Erzberger lernen? – mit Prof. Wolfram Pyta

Portrait von Finanzminister Dr. Danyal Bayaz
Steuerschätzung

Land kann mit Steuerplus rechnen

Historische Schwarz-Weiß-Aufnahme von Matthias Erzberger, sitzend an einem Schreibtisch mit Aktenstapel, aufgenommen in einem Innenraum. Foto aus dem Bundesarchiv.
Rede

Steuerreform als Staatsreform – Matthias Erzbergers Vermächtnis

Finanzminister Danyal Bayaz steht vor dem Kunstgebäude am Schlossplatz in Stuttgart, angelehnt an eine Glasfassade, die Details der Gebäudestruktur widerspiegelt.
Haushalt

Land schnürt Milliardenpaket für die Kommunen

Green Bond BW
Green Bond BW

Fünfter Green Bond: Land steigert Volumen erneut

Porträt von Diana Marquardt, neue Amtsleiterin des Amts Ulm von Vermögen und Bau Baden-Württemberg (links), und Simon Schneider, neuer Amtsleiter des Staatlichen Hochbauamts Ulm im Bundesbau Baden-Württemberg (rechts), aufgenommen in Ulm.
Personal

Neue Leitungen bei Vermögen und Bau Ulm und beim Staatlichen Hochbauamt Ulm

Podcast

Was muss sich in der Steuerverwaltung ändern, Florian Köbler?