Wirtschaft

Bad Boller Wirtschaftsgespräch „Soziale Marktwirtschaft neu denken“

Berechne Lesezeit
  • Teilen

„Leider mussten wir in den vergangenen Jahren beobachten, wie die Marktwirtschaft immer stärker wurde – und das Soziale schwächer. Wir brauchen eine Renaissance der Sozialen Marktwirtschaft“, sagte Wirtschaftsminister Nils Schmid beim ersten Bad Boller Wirtschaftsgespräch.

„Wir müssen neue Regeln vereinbaren, die das Funktionieren der Finanzmärkte sicherstellen und vor allem nicht alle Risiken auf die Gesellschaft übertragen. Es braucht Regeln, damit Menschen, die in Vollzeit arbeiten auch von Ihrem Lohn anständig leben können. Wir brauchen Standards für Arbeitsbedingungen in Europa und darüber hinaus. Wir brauchen Regeln zum Schutz des geistigen Eigentums, die sicherstellen, dass sich Innovationen für unsere Tüftler und Denker auch lohnen - und deren Ideen nicht einfach kopiert werden“, forderte der Minister.

Die Tagung der Evangelischen Akademie Bad Boll in Kooperation mit dem Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg trägt den Titel „Soziale Marktwirtschaft neu denken“. Sie ist die erste einer neuen Veranstaltungsreihe, bei der Politiker, Wissenschaftler und Vertreter von Verbänden wirtschaftsethische Fragestellungen in Deutschland diskutieren. Das Bad Boller Wirtschaftsgespräch soll im jährlichen Turnus fortgesetzt werden.

Grundzüge der sozialen Marktwirtschaft

1943 formulierte die „Freiburger Denkschrift“ erstmals die Grundzüge der Sozialen Marktwirtschaft 1943. Das prominent besetzte Teilnehmerfeld beschäftigt sich im Jubiläumsjahr mit der Frage, wie eine Soziale Marktwirtschaft heute auszusehen hat.

Der Freiburger Ökonom Lars Feld, Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung: „Die Soziale Marktwirtschaft scheint begrifflich bereits einen Konflikt aufzuzeigen. Marktwirtschaft ist jedoch nicht unsozial, sondern sorgt für wesentliche Grundlagen des sozialen Zusammenhalts. Gleichwohl muss man mit den Ergebnissen des marktwirtschaftlichen Prozesses nicht zufrieden sein. Staatliche Eingriffe zur Korrektur dieser Ergebnisse sollten jedoch mit möglichst wenigen Nachteilen für eine Volkswirtschaft einhergehen.“

„Mut zur Wahrheit über Ausmaß und Folgen der Krise“

Bischof Michael Bünker, Generalsekretär der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) in Wien: „Nur mit Mut zur Wahrheit über Ausmaß und Folgen der Krise können Handlungsspielräume für die Zukunft gewonnen werden. Vertrauend auf die biblische Zusage: Die Wahrheit wird euch frei machen (Joh 8,32) fordert die GEKE sowohl von Politik und Wirtschaft, als auch von den Bürgern Europas, sich auch unbequemen Wahrheiten zu stellen. Das ist notwendig, aber auch befreiend“, sagte Bünker. „Eine Ideologie der Alternativlosigkeit birgt die Gefahr, die Freiheit für die Zukunft zu verspielen. Es gilt, Gestaltungsspielräume für eine gerechtere, solidarische und friedliche Gesellschaft zu gewinnen.“

Leni Breymaier, Landesbezirksleiterin der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di: „Der Altar, auf dem der gerechte Anteil und die berechtigten Interessen der abhängig Beschäftigten geopfert werden, trägt immer neue Namen: Globalisierung, Finanzkrise, Eurokrise, Staatsschuldenkrise, Schuldenbremse. Soziale Marktwirtschaft heißt, die Menschen vor der Radikalität der Märkte zu schützen, nicht umgekehrt.“

Weitere Meldungen

Historische Schwarz-Weiß-Aufnahme von Matthias Erzberger, sitzend an einem Schreibtisch mit Aktenstapel, aufgenommen in einem Innenraum. Foto aus dem Bundesarchiv.
Rede

Steuerreform als Staatsreform – Matthias Erzbergers Vermächtnis

Green Bond BW
Green Bond BW

Fünfter Green Bond: Land steigert Volumen erneut

Porträt von Diana Marquardt, neue Amtsleiterin des Amts Ulm von Vermögen und Bau Baden-Württemberg (links), und Simon Schneider, neuer Amtsleiter des Staatlichen Hochbauamts Ulm im Bundesbau Baden-Württemberg (rechts), aufgenommen in Ulm.
Personal

Neue Leitungen bei Vermögen und Bau Ulm und beim Staatlichen Hochbauamt Ulm

Podcast

Was muss sich in der Steuerverwaltung ändern, Florian Köbler?

Außenansicht Polizeireviers in Horb am Neckar
Vermögen und Bau

Feierliche Übergabe des Polizeireviers in Horb am Neckar

Baubeginn Visualisierung des Stalls Domäne Hochburg
Vermögen und Bau

Neuer Milch- und Jungviehstall für die Staatsdomäne Hochburg Emmendingen

Screenshot vom Digitaler Geschäftsbericht 2024 der Staatlichen Vermögens- und Hochbauverwaltung Baden-Württemberg
Digitaler Geschäftsbericht

Geschäftsbericht 2024 von Vermögen und Bau Baden-Württemberg ist online

Ökostrom Photovoltaikanlage

Land bei Strombeschaffung für 2025 Spitze im Bundesvergleich

Oberfinanzpräsident Bernd Kraft (links) und Finanzstaatsekretärin Gisela Splett (rechts)
Steuern

Bilanz der Steuerverwaltung 2024: Erfolgreiches Vorgehen gegen Steuerbetrug

Finanzamtsgebäude Balingen
Amtsleiterwechsel

Neue Leiterin des Finanzamts Balingen

Visualisierung des fünften Bauabschnitt der Sanierung des Bildungs- und Beratungszentrums für Hörgeschädigte
Vermögen und Bau

Sanierung des Bildungs- und Beratungszentrums für Hörgeschädigte

Podcast

Wie retten wir das Vertrauen in Politik und Staat, Hendrik Wieduwilt?

Luftaufnahme des neuen Büro- und Laborgebäudes der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) in Karlsruhe mit begrünten Dachflächen und Photovoltaikanlagen, umgeben von weiteren Bürogebäuden und Grünflächen.
Hochbau

Neues Büro- und Laborgebäude für die Landesanstalt für Umwelt

Leere Holzstühle in einem Klassenzimmer, unscharfe grüne Tafel im Hintergrund.
Haushalt

Lehrerstellen falsch ausgewiesen

Eröffnung der Amur-Tiger-Anlage
Vermögen und Bau

Eröffnung der neuen Anlage für Amur-Tiger in der Wilhelma