Vermögen und Hochbau

Boom der Baubranche wirkt sich auf Projekte des Landes aus

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Vermögen und Hochbau Boom der Baubranche wirkt sich auf Projekte des Landes aus

Der Bau boomt. Die Auftragsbücher der Unternehmen sind voll, die Kapazitäten ausgelastet. Das wirkt sich auf Bauvorhaben des Landes aus. Wegen Lieferengpässen und Verzögerungen bei einzelnen Bauleistungen werden die Arbeiten sowohl an der John Cranko Schule als auch am Erweiterungsbau der Württembergischen Landesbibliothek (WLB) in Stuttgart länger dauern als geplant.

Beide Projekte sollen bis Ende des Jahres fertiggestellt werden. Im Anschluss können die Gebäude zunächst zur Probe und dann komplett in Betrieb genommen werden. Die Verzögerungen und Nachforderungen beauftragter Büros führen zu zusätzlichen Kosten. "Wir rechnen für diese beiden Projekte mit insgesamt 10,3 Millionen Euro zusätzlich", sagte Staatssekretärin Gisela Splett. Beim Ersatzneubau für die Fakultät Technik der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Stuttgart zeigten sich gravierende Mängel in der Bauausführung, deren Folgen noch nicht abschließend abgeschätzt werden können.

Beim Neubau der John Cranko Ballettschule sind es vor allem verspätete Lieferungen für die Innenausstattung, die zur Verschiebung führen. So musste ein neuer Auftragnehmer für 270 Innentüren gefunden werden, nachdem die zunächst beauftragte Firma wegen Kapazitätsengpässen nicht rechtzeitig liefern konnte. Auch die Möblierung nimmt mehr Zeit in Anspruch: Mit den Lieferterminen für notwendiges Material verzögert sich die Fertigstellung der Möbel. Darüber hinaus entsprechen die spiegelverkleideten Wände in den Probesälen und Übungsbereichen noch nicht den vereinbarten Anforderungen. "Die Unterkonstruktion hat sich trotz eines Musteraufbaus als ungeeignet herausgestellt, sie führt zu verzerrten Spiegelbildern", sagte Splett. Eine spezialisierte Firma arbeitet an der Lösung.

"Verzögerungen an einer Stelle können auf Baustellen wie dem Neubau der John Cranko Schule die Zeitpläne für das gesamte Projekt durcheinander bringen", so Gisela Splett. Das wiederum birgt Kostenrisiken, weil beauftragte Unternehmen Nachforderungen stellen. Auch die allgemeinen Baupreissteigerungen machen sich bemerkbar. Die Gesamtbaukosten erhöhen sich um 7,5 Millionen Euro auf insgesamt 60 Millionen Euro. Das Land wird mit der Stadt Stuttgart über die Finanzierung der Mehrkosten beraten. Stadt und Land teilen sich die Kosten des Neubaus der John Cranko Schule. Die Württembergischen Staatstheater beteiligen sich mit vier Millionen Euro.

Auch beim Erweiterungsbau der WLB bringen Nachforderungen beauftragter Unternehmen und Baupreissteigerungen höhere Gesamtkosten mit sich. Sie steigen um 2,8 Millionen Euro auf 57,9 Millionen Euro. Der veränderte Zeitplan geht vor allem auf Verschiebungen beim Einbau der Gebäudetechnik zurück.

Beim Ersatzneubau der Fakultät Technik der DHBW an der Hegelstraße in Stuttgart gab es neben Qualitätsschwankungen bei den Planungsleistungen extern beauftragter Fachplaner auch noch einen Wassereinbruch ins Gebäude. Verursacht durch Ausführungsfehler bei der Dachabdichtung sind deshalb weitere Gewerke wie Trockenbau, Hohlboden, Estrich und voraussichtlich auch die elektrische Leitungsführung betroffen. Da noch keine abschließende Beurteilung möglich ist und derzeit Gutachten über die Mängel erstellt werden, können die konkreten Folgen für den weiteren Bauablauf und die Kostenentwicklung noch nicht abschließend abgeschätzt und beziffert werden. Bei einem Projektvolumen von 90 Millionen Euro inklusive Risikovorsorge ist allerdings mit einer Erhöhung der Baukosten von mehr als 10 Prozent zu rechnen.

Weitere Informationen:

Für den Neubau der John Cranko Schule hatte es 2011 einen Planungswettbewerb gegeben. Mit dem Entwurf eines treppenartig gestaffelten Gebäudes hatte das Münchner Büro Burger Rudacs Architekten den Wettbewerb für sich entschieden. Der Spatenstich für den Bau erfolgte im Sommer 2015.

Wegen Schadstoffen im Erdreich und einem bis dahin unbekannten unterirdischen Bauwerk mussten 2017 Zeit- und Kostenpläne aktualisiert werden. Seither war die Fertigstellung für Mitte 2019 vorgesehen, als Gesamtbaukosten waren 52,5 Millionen Euro berechnet.

Die Stadt Stuttgart und das Land Baden-Württemberg finanzieren den Neubau gemeinsam. Die Finanzierung des städtischen Anteils sichert die rechtlich unselbstständige "Stiftung zur Förderung der John Cranko Schule der Württembergischen Staatstheater Stuttgart" der Landeshauptstadt Stuttgart, an der sich die Dr. Ing. h. c. F. Porsche AG mit 10 Millionen Euro beteiligt. Die Württembergischen Staatstheater beteiligen sich mit vier Millionen Euro an den Baukosten der Ballettschule.

Die neue John Cranko Schule ist für die Ausbildung von rund 150 Schülerinnen und Schülern mit acht Ballettsälen, Schulräumen, einem Gesundheitszentrum und einer neuen Probenbühne der Compagnie des Stuttgarter Balletts konzipiert. Rund 70 Schülerinnen und Schüler können im schuleigenen Internat aufgenommen werden.

Der Grundstein des Erweiterungsbaus der WLB wurde im November 2015 gelegt. Die Planung für den sechsgeschossigen Bau stammt von den Stuttgarter Architekten Lederer Ragnarsdóttir Oei, die 2011 den Planungswettbewerb gewonnen hatten. Bisher war vorgesehen, dass der Erweiterungsbau Mitte 2019 fertiggestellt wird. Als Gesamtbaukosten waren zuletzt 55,1 Millionen Euro im Haushalt des Landes veranschlagt.

Der Technikfakultät der DHBW werden mit dem neuen Gebäude über 14.000 Quadratmeter Nutzungsfläche zur Verfügung gestellt. Das Land hatte für Neubau rund 90 Millionen Euro veranschlagt, das Gebäude soll im Herbst 2020 an den Nutzer übergeben werden

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