Mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds und aus Landesmitteln fördert das Land in den kommenden drei Jahren die Realisierung des audit berufundfamilie in Unternehmen mit 15 bis 250 Beschäftigten, indem es 50 Prozent der Kosten übernimmt. Günther Leßnerkraus, Leiter der Abteilung Innovation und Technologietransfer im Wirtschaftsministerium, stellte das Landesförderprogramm heute in Stuttgart vor. Das audit berufundfamilie wurde bereits 1998 von der berufundfamilie gGmbH - einer Initiative der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung - entwickelt. Als strategisches Managementinstrument unterstützt das audit Arbeitgeber darin, Unternehmensziele und Interessen der Beschäftigten in eine tragfähige, wirtschaftlich attraktive Balance zu bringen.
Den Auftakt zum Landesförderprogramm in Baden-Württemberg bildete die heutige Informationsveranstaltung „Baden-württembergische Unternehmen auf dem Weg zu einer familienbewussten Personalpolitik. Anstoßen und bewegen!“, zu der das Wirtschaftsministerium eingeladen hatte. Vor Vertretern aus Kammern, Verbänden und Kommunen begründete Günther Leßnerkraus das Engagement des Landes „Die Wirtschaft Baden-Württembergs hat sich den Herausforderungen, die in den letzten Jahrzehnten mit dem Strukturwandel und der Globalisierung verbunden waren, bislang überaus erfolgreich gestellt. Nun sieht sich die Wirtschaft unseres Landes jedoch mit einer neuen großen Herausforderung konfrontiert: dem demografischen Wandel und dem drohenden Fachkräftemangel. Mit einer systematischen familienbewussten Personalpolitik kann jedes Unternehmen selbst etwas dazu beitragen, diesem Fachkräftemangel entgegenzutreten und das Potenzial der hoch qualifizierten Frauen besser zu erschließen“.
Das Wirtschaftsministerium hatte im Jahr 2005 selbst das Zertifikat zum audit berufundfamilie erhalten.
„Gerade kleine und mittlere Unternehmen scheuen sich oft, das Thema Familienbewusstsein in ihren Betrieben strukturiert anzugehen. Der Grund dafür liegt meist in der Fehlannahme, dass Familienbewusstsein nur von finanzkräftigen Großunternehmen gelebt werden kann,“ stellte Stefan Becker, Geschäftsführer der berufundfamilie gGmbH, fest. „Das audit berufundfamilie ist jedoch darauf ausgerichtet, individuelle, auf die Größe und die Erfordernisse des Betriebs zugeschnittene, praktikable Lösungen zu erarbeiten und deren Umsetzung nachhaltig sicherzustellen. Gerade kleine und mittlere Unternehmen können kostengünstige Maßnahmen häufig ohne großen Aufwand umsetzen. Der Nutzen familienbewusster Lösungen wiegt gleichzeitig jeden Aufwand auf: Die Unternehmen werden zu attraktiveren Arbeitgebern und gewinnen damit einen Wettbewerbsvorteil, der insbesondere angesichts des Fachkräftemangels essentiell ist,“ erläuterte Becker weiter.
Unternehmen, die das audit erfolgreich durchlaufen, wird ein Zertifikat verliehen. Die europaweit geschützte Marke audit berufundfamilie sichert außerdem ein breites Medienecho und eine gute Vermarktung des Unternehmens.
Begleitet wird das Förderprogramm zum audit berufundfamilie durch regionale Informationsveranstaltungen sowie durch Netzwerktreffen, die speziell für baden-württembergische Unternehmen konzipiert sind und einen Austausch aller auditierten Arbeitgeber bieten.
INFO:
Die berufundfamilie gGmbH, 1998 von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung gegründet, hat sich auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der betrieblichen Praxis spezialisiert. Das von ihr entwickelte audit berufundfamilie - u.a. gefördert durch den Europäischen Sozialfonds - steht unter der Schirmherrschaft der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Ursula von der Leyen, und des Bundesministers für Wirtschaft und Technologie, Michael Glos. Die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft - BDA, BDI, DIHK und ZDH - empfehlen das audit. Zertifikate zum audit berufundfamilie wurden erstmals 1999 vergeben. Seit 2002 wird das audit auch Hochschulen unter dem Titel „audit familiengerechte hochschule“ angeboten. Inzwischen haben mehr als 500 Unternehmen, Institutionen und Hochschulen mit mehr als 800.000 Beschäftigten das audit durchlaufen. Dabei sind über 150 unterschiedliche Maßnahmen zusammengetragen worden.
Quelle:
Wirtschaftsministerium