An der Spitze einer insgesamt 45-köpfigen Unternehmerdelegation aus fünf europäischen Regionen besucht Richard Drautz, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, vom 7. bis 10. April Jekaterinburg, die Hauptstadt des Gebiets Swerdlowsk. Er nimmt dort am 8. April 2008 am „Euro-Russia Business-Forum – Cooperation in agro-industrial processing“ teil. Die Veranstaltung erfolgt in Zusammenarbeit mit der Regierung des Swerdlowsker Gebiets im Rahmen der interregionalen Zusammenarbeit Baden-Württembergs mit den „Vier Motoren für Europa“, für die Baden-Württemberg seit 5. März 2007 für ein Jahr die Präsidentschaft übernommen hat.
Flankiert wird die Wirtschaftsdelegation durch politische Repräsentanten der teilnehmenden europäischen Regionen – Baden-Württemberg, Katalonien, Lombardei, Rhône-Alpes und Flandern. „Wir werden in der russischen Uralregion Erfahrungen über moderne Technologien und Entwicklungen auf dem Gebiet der agroindustriellen Verarbeitungsprozesse austauschen und Kooperationsmöglichkeiten mit russischen Lebensmittelproduzenten diskutieren“, so Richard Drautz.
Der Staatssekretär wird politische Gespräche unter anderem mit dem Gouverneur des Gebiets Swerdlowsk, Eduard Rossel, den Ministerien für Ernährung und Landwirtschaft und für internationale und außenwirtschaftliche Beziehungen des Gebiets Swerdlowsk sowie mit dem Bevollmächtigten des russischen Präsidenten für den Föderalbezirk Ural führen. Dabei geht es darum, wie die interregionale Zusammenarbeit mit der Uralregion intensiviert werden kann.
Die Reise umfasst folgende Veranstaltungen:
• das EURO-RUSSISCHE FORUM „Perspektiven der Zusammenarbeit zwischen europäischen und russischen Regionen“ mit Präsentationen politischer Repräsentanten des Swerdlowsker Gebiets und der westeuropäischen Regionen,
• eine Wirtschaftskonferenz „Zusammenarbeit in der Agrar- und Ernährungswirtschaft“ mit Vorträgen von Experten aus dem Swerdlowsker Gebiet über die Entwicklung des Agrar- und Ernährungssektors und der westeuropäischen Regionen zu ausgewählten Branchenthemen und
• eine internationale Kontakt- und Kooperationsbörse mit Unternehmen aus der Russischen Föderation und westeuropäischen Regionen.
„Russland ist ein Konsumentenmarkt mit 142 Millionen Einwohnern. Steigende Einkommen tragen dazu bei, dass die Konsumfreude der Russen ungebrochen ist. Russland gehört damit auch im Bereich Lebensmittel zu den attraktivsten Einzelhandelsmärkten weltweit“, erklärte Richard Drautz. Russland sei und bleibe in den kommenden Jahren einer der weltweit am stärksten wachsenden Märkte im Bereich der Nahrungsmittelindustrie und der attraktivste Wachstumsmarkt für internationale Hersteller von Lebensmittel- und Verpackungsmaschinen in Osteuropa. Mit einem Volumen von mehr als 50 Milliarden Euro gehöre der russische Lebensmittelmarkt inzwischen zu einem der zehn größten Märkte für verpackte Lebensmittel weltweit.
Mit der steigenden Nachfrage nach höherwertigen Produkten steigt auch der Bedarf an modernen, innovativen Verpackungen und Verpackungsmaschinen sowie Lebensmittelmaschinen. Wegen des Alters des Maschinenbestandes und des Produktionswachstums in der Lebensmittelindustrie werden weiterhin gute Marktchancen für ausländische Anlagen und Ausrüstungen zur Verarbeitung, Lagerung und Verpackung von Lebensmitteln prognostiziert.
Die Vier Motoren für Europa
Die technologisch und wirtschaftlich starken Regionen Baden-Württemberg, Lombardei, Rhône-Alpes und Katalonien gründeten 1988 das Netzwerk „Vier Motoren für Europa“. Sie arbeiten seit 20 Jahren in fast allen Bereichen der Politik – von der Wirtschaft bis zur Kultur - erfolgreich zusammen. Im Fokus der Vier Motoren stehen weiterhin die Stärkung der regionalen Wirtschaft und der wachsende politische Einfluss der vier Regionen innerhalb der Europäischen Union.
Der gemeinsame Auftritt der Vier Motoren ermöglicht es ihnen, sich besser darzustellen, die eigenen Stärken durch die Zusammenarbeit zu optimieren und zu einem Europa mit größerer Bürgernähe beizutragen. Da sie weder gemeinsame Grenzen noch dauerhafte bürokratische Strukturen besitzen, sind die Vier Motoren ein flexibles Netzwerk, das eine Vorreiterrolle bei der dezentralisierten Zusammenarbeit einnimmt. Die assoziierten Partner Wales und Flandern verstärken in einzelnen Kooperationsfeldern die Wirkungskraft dieser Politik.
Ein wichtiger Schwerpunkt der „Vier Motoren für Europa und Assoziierte“ ist es, ihre wirtschaftliche, wissenschaftliche und technologische Wettbewerbsfähigkeit im Rahmen der globalen Vernetzung durch gemeinsame internationale politische und wirtschaftliche Kontakte zu stärken. Bislang wurden seit 2002 unter wechselnder Federführung Maßnahmen in China, den USA, Tschechien, Marokko und Indien organisiert. Jährlich wechselt der Vorsitz - eine Region übernimmt die Koordinierung der Aufgaben, setzt Ziele und gibt neue Impulse. Bei der Vorbereitung und Umsetzung des Euro-Russia Business-Forum konnte Baden-Württemberg auf die langjährige Zusammenarbeit mit seiner russischen Partnerregion – dem Gebiet Swerdlowsk – bauen.
Info:
Das Gebiet Swerdlowsk mit der Hauptstadt Jekatarinenburg
Das Gebiet Swerdlowsk mit der Uralhauptstadt Jekaterinburg liegt 2.000 Kilometer östlich von Moskau an der Grenze zwischen Europa und Asien. Mit einer Fläche von 195.000 Quadratkilometern – etwa halb so groß wie die Bundesrepublik Deutschland - nimmt das Gebiet 1,1 Prozent der gesamten Russischen Föderation ein und gehört damit zu den größten Regionen in Russland. In Swerdlowsk leben rund 4,7 Millionen Menschen; das Bruttoregionalprodukt liegt bei etwa 17 Milliarden Euro.
Das Gebiet Swerdlowsk ist eines der ältesten russischen Industriezentren. Es trägt 4,3 Prozent zur gesamten Industrieproduktion der russischen Föderation bei und steht damit auf dem dritten Platz unter 85 russischen Regionen. Wichtigste Wirtschaftszweige sind die Rohstofferzeugung, der Bergbau, der Maschinenbau, die Metallverarbeitung, die Metallurgie und die Energiegewinnung. Die Region verfügt über die reichhaltigsten mineralischen Rohstoffvorkommen in Russland. Jekaterinburg ist zudem das viertgrößte wissenschaftliche Zentrum in Russland.
Obwohl die natürlichen und geografischen Bedingungen sowie die Wirtschaftsstruktur des Swerdlowsker Gebiets keine optimalen Voraussetzungen für die landwirtschaftliche Entwicklung bieten, nimmt das Gebiet im Vergleich zu anderen russischen Regionen eine führende Stelle bei der Produktion von landwirtschaftlichen Produkten ein. Die Nahrungsmittelqualität zu verbessern, indem Ausrüstung und Technologie von Lebensmittelproduzenten modernisiert werden, ist erklärtes wirtschaftspolitisches Entwicklungsziel der Swerdlowsker Gebietsregierung. Der agrarindustrielle Bereich im Swerdlowsker Gebiet umfasst etwa 500 landwirtschaftliche Großbetriebe und etwa 400 Betriebe des Ernährungssektors.
Russland attraktiver Wirtschaftspartner für Europa
Russland wird auch in den nächsten Jahren ein attraktiver und perspektivreicher Markt sowie Investitionsstandort für die deutsche Wirtschaft bleiben. Das Wirtschaftswachstum liegt mittelfristig stabil bei mehr als fünf Prozent pro Jahr. Chancen für deutsche und andere europäische Unternehmen bestehen insbesondere im Maschinenbau, der Bauindustrie, bei kommunalen Dienstleistungen und bei Produkten zur Steigerung der Energieeffizienz. Die Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern wird in Russland aufgrund des großen Nachholbedarfs und nur weniger weltmarktfähiger nationaler Maschinenproduzenten auch in Zukunft zu einem großen Teil durch Importe gedeckt. Russland ist heute der wichtigste Außenhandelspartner der Europäischen Union in Mittel- und Osteuropa.
Quelle:
Wirtschaftsministerium