Im Rahmen seiner Denkmalreise durch das ganze Land besichtigte Richard Drautz, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg, heute das Abt-Gaisser-Haus in Villingen, die archäologische Grabung und das Alamennenmuseum in Vörstetten, den Weinstter Hof in Eschbach und die Weinberganlage Castellberg in Ballrechten-Dottingen.„Ziel meiner Reise ist es, vor Ort zu erfahren, wie mit Hilfe der Förderung beispielsweise seit langem leer stehende Kulturdenkmale für Wohn-, freiberufliche oder kleingewerbliche Zwecke genutzt, die kommunale Infrastruktur verbessert und gestärkt sowie Orts- und Stadtzentren aufgewertet werden“, er-klärte Richard Drautz.
Nachdem es Jahrzehnte leer stand, wird das ehemalige Abtshaus des Klosters St. Georgen im Schwarzwald seit 2009 denkmalgerecht restauriert. Nach der Erstellung einer eingehenden Bestandsdokumentation sowie restauratorischen Befunduntersuchungen wurde im Einvernehmen mit dem Eigentümer, den Archi-tekten, der Unteren Denkmalschutzbehörde und dem Landesamt für Denkmal-pflege die Sanierungsplanung erarbeitet. Die Arbeiten sind inzwischen nahezu abgeschlossen. Das Abt-Gaisser-Haus soll künftig als Seniorenbegegnungsstät-te genutzt werden. Im Dachraum wird ein Archiv untergebracht. Die Sanierungs-arbeiten wurden vom Wirtschaftsministerium mit 380.000 Euro aus Mitteln des Landesinfrastrukturprogramms Denkmalpflege gefördert.
Bei archäologischen Untersuchungen eines Grundstücks am östlichen Rand des Gewerbegebiets „Grub“, die in den Jahren 1998 bis 2000 im Zuge von Erschließungsmaßnahmen stattgefunden haben, wurden jungsteinzeitliche und frühmittelalterliche Siedlungsreste dokumentiert. Von August bis September 2010 finden unter Leitung des Regierungspräsidiums Freiburg auf einem Grundstück, das ab November 2010 überbaut werden soll, archäologische Ausgrabungen statt. Zu erwarten sind weitere jungsteinzeitliche und frühmittelalterliche Siedlungsreste in Form von Gruben und Pfostenverfärbungen. Im Anschluss an die Ausgrabung sollen die Funde und Befunde wissenschaftlich ausgewertet und veröffentlicht werden. Bei seinem Besuch wurde dem Staatssekretär die Kom-plexität einer archäologischen Ausgrabung von der Planungsphase, Finanzierung, grabungstechnischen Umsetzung vor Ort bis zur Veröffentlichung der wissenschaftlichen Ergebnisse und der abschließenden musealen Präsentation vermittelt.
Das Alamannenmuseum in Vörstetten wurde am 5. Juli 2009 nach einer fünf-jährigen Vorbereitungszeit eröffnet. Es umfasst ein Freigelände und ein Museumsgebäude mit einer Dauerausstellung zur Geschichte der frühen Alamannen im Breisgau. Ausgestellt sind Kopien und originale Fundstücke aus den Ausgrabungen.
Im Außenbereich ist der Nachbau eines frühalamannischen Gehöftes zu sehen mit einem in Holzbauweise erbauten Wohnstallgebäude, Speicher, Lehmbackofen, Brunnen und einer Töpferwerkstatt. Auch ein Schaugarten mit Hopfenanbau und alten Getreide-, Kräuter- und Gemüsesorten gehört dazu.
Grundlage dieser Rekonstruktionen innerhalb des Freilichtmuseums sind die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die aus den bisherigen Ausgrabungen in Vörstet-ten gewonnen wurden. Ziel ist es, interessierten Bürgerinnen und Bürgern, Lehrerinnen und Lehrern sowie Schülerinnen und Schülern und Eltern die Lebensgrundlage der frühen Alamannen, die im 4./5. Jahrhundert am Oberrheingebiet gelebt haben, anschaulich und lebendig zu vermitteln. Für diese Zeit ist das Alamannenmuseum in Vörstetten in Baden-Württemberg einzigartig.
Der Weinstetter Hof – der ehemalige Sommersitz der Heitersheimer Johanniterfürsten – in Eschbach ist von hoher historischer Bedeutung. Ausdruck dafür ist die außergewöhnliche Stuckdekoration in der Villa und dem Herrenhaus aus dem 17. Jahrhundert. Nachdem der Weinstetter Hof jahrelang leer gestanden hatte, verfallen war und eine Möglichkeit der Nutzung gesucht worden war, laufen seit Juni 2010 die Sanierungsarbeiten an der Villa. Sie soll künftig als Büro genutzt werden; die Nutzung des Herrenhauses ist noch offen. Das Wirtschaftsministeri-um fördert die Sanierungsarbeiten mit 200.000 Euro aus Mitteln des Landesinfrastrukturprogramms Denkmalpflege.
Die Weinberganlage Castellberg in Ballrechten-Dottingen wird derzeit gesichert und instand gesetzt; vor allem die historischen Trockenmauern werden restauriert. Die Arbeiten stehen kurz vor dem Abschluss. Im Jahr 2004 waren Mauern zum Teil eingestürzt und deformiert, die Treppen nicht mehr begehbar. Das Wissen um die sachgerechte Instandhaltung durch die Winzer war seit dem ersten Weltkrieg verloren gegangen. In drei Bauabschnitten wurden die Treppenanlagen gerichtet, eingestürzte Mauern rekonstruiert und deformierte Mauern in die Ursprungsposition zurückgestoßen.
Die Maßnahme wurde durch ein Forschungsprojekt des Institutes für Landeskunde der Universität Freiburg begleitet. Ein Netzwerk aus der Kommunalpolitik, ehrenamtlichen Mitgliedern von Arbeitsgruppen der Gemeinde, Vereinen, Nachbarn, der Badischen Zeitung, dem Naturschutz, der Denkmalpflege, den Eigentümern, dem Bürgermeister, der Verwaltung und den Stiftungen der Denkmalpflege und des Naturschutzes hat die Gesamtfinanzierung ermöglicht. Das Wirtschaftsministerium förderte die Sanierungsarbeiten mit rund 173.000 Euro aus Mitteln des Denkmalförderprogramms.
Der Staatssekretär lobte das Engagement von Bürgerinitiativen und Fördervereinen für oftmals vom Abriss bedrohte Kulturdenkmale und betonte, dass es auch in Zeiten knapper Kassen wichtig sei, das Engagement von Denkmaleigentümern und -förderern durch eine effektive staatliche Denkmalförderung zu unterstützen.
Quelle:
Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg