„Seit Mitte 2008 ist die gesamtwirtschaftliche Kreditvergabe aller Kreditinstitute um 1,2 Prozent angestiegen. Derzeit besteht keine Kreditklemme. Probleme könnten allerdings zukünftig entstehen, wenn das Kreditangebot der Banken in dem sich andeutenden wirtschaftlichen Erholungsprozess nicht ausgeweitet wird. Für die weitere konjunkturelle Entwicklung wäre es fatal, wenn das Angebot an Bankkrediten nicht mit einer steigenden Nachfrage Schritt halten könnte.“ Dies sagte Finanzminister Willi Stächele anlässlich eines weiteren Treffens mit Vertretern von Bundesbank, Wirtschaft und Kreditinstituten am Donnerstag (14. Januar 2010) in Stuttgart.
Das von Juli 2008 bis Juli 2009 gestiegene Gesamtkreditvolumen habe sich nach einer Analyse der Bundesbank in Deutschland bei den jeweiligen Kreditinstituten allerdings höchst unterschiedlich entwickelt. So konnten die Genossenschaftsbanken und Sparkassen ihre Kreditvergabe in diesem Zeitraum um 7 Prozent bzw. 5,8 Prozent ausweiten. Landesbanken haben ihre Kreditvergabe immerhin um 2 Prozent ausgedehnt. Großbanken kämen auf ein Plus von 0,1 Prozent. Lediglich Regional- und sonstige Kreditinstitute hätten ein Minus von 0,1 Prozent zu verzeichnen. Sehr unterschiedlich sei außerdem die Kreditvergabe in Bezug auf verschiedene Branchen und Laufzeiten von Krediten. Während man beim exportorientierten verarbeitenden Gewerbe, insbesondere im Maschinen- und Fahrzeugbau, einen deutlichen Rückgang zu verzeichnen habe, sei dagegen bei binnenwirtschaftlich orientierten Branchen wie beispielsweise Energie- und Wasserversorgung oder im Baugewebe eine erheblich bessere Entwicklung festzustellen. Beim Baugewerbe hätten sich auch die von Bund und Land beschlossenen Konjunkturpakete positiv ausgewirkt, so Stächele. Die Analyse der derzeitigen Lage gebe keine Hinweise auf eine aktuell bestehende Kreditklemme. Vielmehr erkläre sich die punktuelle Abschwächung der Kreditvergabe mit einer rezessionsbedingt schwachen Entwicklung der Realwirtschaft. „In der derzeitigen konjunkturellen Schwächephase sinkt schlicht die Kreditnachfrage bei privaten Haushalten wegen der unsicheren Entwicklung am Arbeitsmarkt und bei Unternehmen wegen des niedrigeren Investitionsbedarfs bei nicht ausgelasteten Kapazitäten“, so der Finanzminister.
Alle seien sich einig, dass Engpässe bei der Kreditvergabe Gift für die konjunkturelle Erholung und ein Haupthindernis für die Bewältigung der Krise sein könnten. Daher müsse man die Situation sorgsam im Auge behalten. Gerade die sich andeutende wirtschaftliche Erholung werde aber auf der Nachfrageseite den Finanzierungsbedarf deutlich erhöhen. Banken und Kreditinstitute müssten die positiven Unternehmensperspektiven wahrnehmen und ihr Engagement ausdehnen, unterstrich Stächele.
Auch die öffentlichen Hände böten hier mit Bürgschaften zur Überbrückung der Wirtschaftskrise in berechtigten Fällen Hilfe an. So werde das Bürgschaftsprogramm des Landes mit einem Gesamtvolumen von 1,2 Milliarden Euro in 2010 und 500 Millionen Euro in 2011 fortgeführt. Auch die Stärkung des Eigenkapitals und die Risikoabschirmung bei der Landesbank Baden-Württemberg hätten ausschließlich dazu gedient, deren Kreditfähigkeit für die mittelständische Wirtschaft zu sichern und damit Arbeitsplätze zu erhalten. Zudem seien durch das Wachstumsbeschleunigungsgesetz Impulse insbesondere für die Wirtschaft durch zahlreiche Erleichterungen mit einem Gesamtvolumen von rund 8 Milliarden Euro gesetzt worden.
„Sollte sich die Lage am Kreditmarkt verschlechtern, müssen wir handeln. Der mit dem heutigen Treffen fortgeführte intensive Dialog in dieser Frage mit maßgeblichen Akteuren des Landes wird daher bestehen bleiben. Denn gerade in Baden-Württemberg als exportorientiertem Land des Mittelstandes hat die ausreichende Kreditversorgung einen besonderes hohen Stellenwert,“ betonte der Minister abschließend.
Quelle:
Finanzministerium