„Russland ist aufgrund seines umfassenden Modernisierungsprozesses ein wichtiger, aufnahmefähiger Export- und Investitionsmarkt“, sagte Wirtschaftsstaatssekretär Richard Drautz heute in Jekaterinburg/Russland anlässlich der Unterzeichnung des Protokolls der 6. Sitzung der Gemischten Arbeitsgruppe zur Förderung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit der beiden Partnerregionen Swerdlowsk (Russische Föderation) und Baden-Württemberg. Drautz reist zusammen mit Vertretern aus Wirtschaft und Politik vom 9. bis 11. November nach Jekaterinburg. „Mit der Partnerschaft wollen wir die von Präsident Dmitri Medwedjew verkündete Modernisierungsoffensive unterstützen“, so Drautz. Die Partnerschaft zwischen den Regionen Baden-Württemberg und dem Swerdlowsker Gebiet besteht bereits seit 1991 und schließt unter anderem die Zusammenarbeit in den Bereichen Gesundheit und Demographie, Aus- und Weiterbildung, Energie und Umweltschutz, Verkehrsinfrastruktur und Logistik, Maschinenbau und Produktionstechnik ein.
Ein Thema der Sitzung der gemischten Arbeitsgruppe war die Zusammenarbeit der Partnerregionen im Bereich des Gesundheitswesens und der Gesundheitswirtschaft. Aus diesem Grund reiste Dieter Hillebrand, Staatssekretär des baden-württembergischen Ministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familien und Senioren mit der Delegation nach Russland. „Die Ärztefortbildung und die medizinische Fortbildung auf dem Niveau von Kliniken bzw. Universitätskliniken wird einen Schwerpunkt der künftigen Zusammenarbeit darstellen“, betonte Hillebrand. „Wir sind gerne bereit, eine Vermittlerrolle einzunehmen und die erforderlichen Kontakte zu geeigneten Einrichtungen in Baden-Württemberg herzustellen, damit Hospitationen und Gastaufenthalte von Fachärzten aus dem Gebiet Swerdlowsk in Baden-Württemberg stattfinden können.“ Die Modernisierung der Einrichtungen des Gesundheitswesens ist ein wichtiges Ziel der russischen Gesundheitspolitik.
Die Gemischte Arbeitsgruppe begrüßte zudem die Gründung der russisch-deutschen Energieagentur (RUDEA). „Energieeffizienz und umweltschonende Gebäudemodernisierung sollten Kernbereiche jedes modernen Staates sein“, erklärte Drautz. „Wir werden daher unsere russischen Partner gerne bei der Modernisierung im Wohngebäudesektor fachlich unterstützen.“ In diesem Zusammenhang hat Baden-Württemberg eine russische Expertendelegation nach Baden-Württemberg eingeladen, um Projekte wie z.B. die Green City der Stadt Freiburg kennen zu lernen und den fachlichen Austausch zu fördern.
„Mit der Gemischten Arbeitsgruppe wird die Vielzahl von Verbindungen beider Partnerregionen in Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur weiter vertieft“, erklärt Drautz. Vertreter der baden-württembergischen Wirtschaftsverbände, wie beispielsweise des Landesverbands der baden-württembergischen Industrie LVI und des Handwerk International Baden-Württemberg trafen sich mit Vertretern russischer Einrichtungen, um gemeinsame Aufgaben und Projekte der wirtschaftlichen und technischen Zusammenarbeit zu definieren.
Weitere Informationen zu den wirtschaftlichen Beziehungen Deutschland – Russland
Deutschland ist einer der wichtigsten Außenhandelspartner Russlands. Nach einem krisenbedingten Rückgang im Jahr 2009 hat der Konjunkturaufschwung in Russland den kumulierten Außenhandelsumsatz im Juni 2010 auf 4,9 Milliarden Euro ansteigen lassen. Dies entspricht ungefähr dem Wert vor Ausbruch der Krise im Juni 2008 (5,1 Milliarden Euro). Nach den Rekordumsätzen des Jahres 2008 und dem Einbruch 2009 haben die deutschen Exporte zur Jahresmitte (2,3 Milliarden Euro) das Niveau vom Dezember 2007 (2,27 Milliarden Euro) wieder erreicht.
Neben den großen deutschen Energieunternehmen sind in Russland vor allem Automobilhersteller und –zulieferer, Anlagenbauer, Firmen aus dem landwirtschaftlichen Bereich sowie die großen Handelsketten vertreten (ca. 6.000 deutsche Unternehmen). Die baden-württembergischen Direktinvestitionen in der Russischen Föderation beliefen sich Ende 2009 auf knapp über eine Milliarde Euro.
2008 betrugen die Ausfuhren aus Baden-Württemberg in die Russische Föderation – vor allem Fahrzeuge und Produktionstechnik – über 4,3 Milliarden Euro (+18,7 Prozent gegenüber 2007). Sie brachen in Folge der Wirtschaftskrise um fast 40 Prozent ein und betrugen 2009 nur noch 2,64 Milliarden Euro. Auf Baden-Württemberg entfielen 2009 ca. 13 Prozent aller deutschen Ausfuhren in die Russische Föderation und nach Baden-Württemberg kamen etwa 3 Prozent aller russischen Exporte.
2008 lagen die Einfuhren aus der Russischen Föderation nach Baden-Württemberg bei knapp 3 Milliarden Euro (+92,4 Prozent gegenüber Vorjahr). Im Jahr 2009 wurden Waren im Wert von 1,4 Milliarden Euro nach Baden-Württemberg eingeführt. ca. 55 Prozent weniger als noch im Jahr 2008.
Quelle:
Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg