Vier weitere Projekte in Ravensburg, Göppingen, Berkheim und Dürmentingen werden im Rahmen des Bioenergiewettbewerbs mit insgesamt rund 445.000 Euro gefördert. Dieses Ergebnis des achten Durchgangs des Wettbewerbs gab Richard Drautz, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, heute in Stuttgart bekannt. „Mit den bewilligten Mitteln können Investitionen in Höhe von mehr als vier Millionen Euro angestoßen werden“, so Richard Drautz.
Für den landesweiten Bioenergiewettbewerb steht eine jährliche Fördersumme von rund zwei Millionen Euro bereit, um die sich Projektträger mit ihren Vorhaben bewerben können. Alle drei Monate werden die bis zum jeweiligen Stichtag eingegangenen Anträge unter Beteiligung eines Beirats mit Vertretern der Verbände, der Verwaltung und der Wissenschaft bewertet. Insgesamt werden bisher 28 Projekte gefördert.
„Unser Anliegen ist es, das Substratspektrum der zur Energiegewinnung eingesetzten Biomasse auszuweiten. Entsprechend werden in einem ersten Schwerpunkt Projekte gefördert, in denen bislang kaum verwendete Brennstoffe eingesetzt werden“, erklärte der Staatssekretär.
Neue Wege bei der Brennstoffversorgung geht die Fruchtsaftkelterei Daniel Stiefel in Ravensburg beim ersten geförderten Vorhaben, für das bis zu 145.000 Euro zur Verfügung gestellt werden. Die Kelterei plant die Errichtung einer Feuerungsanlage für Apfeltrester – Pressrückstände bei der Herstellung von Apfelsaft. Der im eigenen Betrieb anfallende Apfeltrester soll durch Trocknung und Pelletierung lagerfähig gemacht werden. Aus den voluminösen Lagerbehältern kommen die Tresterpellets in eine Feuerungsanlage und können den gesamten Wärme- und Dampfbedarf der Kelterei abdecken. Der bisherige Heizölverbrauch kann durch die Verwendung eigener Reststoffe komplett ersetzt werden. Das Konzept wurde speziell für dieses Vorhaben entwickelt und hat Vorbildcharakter für viele Keltereien.
Auch beim zweiten Projekt, für das bis zu 100.000 Euro bewilligt wurden, geht es um den Einsatz neuer Brennstoffe. Die Stadtwerke Göppingen planen die Errichtung eines Biomassekessels für die schnell wachsende Energiepflanze Miscanthus. Im Heizwerk Stauferpark soll ein gasbetriebener Kessel durch einen Biomassekessel ersetzt werden, der überwiegend mit Miscanthus befeuert werden soll. Durch eine hohe Brennstoff-Flexibilität des Kessels und eine aufwendige Regelung und Rauchgasreinigung werden technisch anspruchsvolle Weichen für die Zukunft gestellt. Durch die Verwendung von Miscanthus können neue und zukunftsfähige Potenziale erschlossen und die Liste der Energiepflanzen erweitert werden.
„Der zweite Schwerpunkt der Förderung liegt bei Projekten, die die Wärmeversorgung von Wohngebieten und kommunalen oder gewerblichen Einrichtungen über ein durchdachtes Gesamtsystem ausschließlich oder weitgehend über Bioenergienutzung erreichen“, erläuterte Richard Drautz.
Deshalb wird beim dritten geförderten Projekt die Entstehung eines weiteren Bioenergiedorfs in Berkheim (Kreis Biberach) mit bis zu 100.000 Euro gefördert. Die Gemeinde Berkheim errichtet derzeit ein Nahwärmenetz, das aus Abwärme eines Pflanzenölkraftwerks gespeist werden soll. In einem zweiten Bauabschnitt möchte die Gemeinde ihr Nahwärmenetz weiter ausbauen. Dazu ist zum einen eine Wärmeleitung zu einer Gärtnerei als Großabnehmer vorgesehen, die gleichzeitig auch die Spitzenlastabdeckung für das gesamte Wärmenetz übernehmen kann. Zusätzlich wird ein Heizwerk errichtet, das in einem Block-Heiz-Kraftwerk mit Biogas aus einer benachbarten Biogasanlage Strom und Wärme produziert. Das Biogas soll über eine neue Biogasleitung zum Heizwerk transportiert werden. Indem Großabnehmer einbezogen werden, wird die Wärmenachfrage entzerrt. Große Pufferspeicher decken die Spitzenlast ab und sehr hohe Anteile an Wärme aus Kraft-Wärme-Koppelung sichern einen wirtschaftlichen Betrieb. Wie auch die bereits bestehenden Bioenergiedörfer in Baden-Württemberg ist das in Berkheim als Multiplikator ein wichtiger Beitrag auf dem Weg zur Wirtschaftlichkeit solcher Projekte. Es hat Vorbildcharakter für viele weitere derartige Projekte im Land.
Nicht die Gemeinde, sondern private Investoren wollen im Rahmen des vierten Vorhabens eine großflächige Wärmeversorgung in Dürmentingen (Kreis Biberach) umsetzen und erhalten dafür einen Zuschuss in Höhe von bis zu 100.000 Euro. Die Neue Energie Dürmentingen GmbH plant eine Nahwärmeversorgung für kommunale Gebäude, Industrie und Privathaushalte. Vorgesehen ist die Kombination der Wärme aus einem bestehenden Biogas-Block-Heiz-Kraftwerk mit einer Holzhackschnitzelheizung und einem Nahwärmenetz. Große Pufferspeicher entzerren die Wärmenachfrage. Im Sommer wird die Wärme über Absorptionskälteanlagen zur Kühlung von Industrieprozessen und zur Trocknung der benötigten Hackschnitzel verwendet. Es handelt sich um ein vorbildliches System zur Einbindung von Biogaswärme und zur Wärmeversorgung von Ortsteilen.
„Für die energiepolitischen Ziele der Landesregierung – eine Verdoppelung bis Verdreifachung der Bioenergienutzung – muss die energetische Nutzung von Biomasse weiter ausgebaut werden“, so Richard Drautz. Die geförderten, besonders energieeffizienten Vorhaben werden zusammen mit noch kommenden Projekten einen wesentlichen Beitrag dafür leisten können.“
Das Förderkonzept für Bioenergie verfolgt einen breiten Förderansatz. „Es gibt dabei keine Festlegung auf einen Brennstoff und auf eine Energietechnik, sondern vielmehr die Öffnung des Spektrums auf bisher kaum oder nicht genutzte Biomassen wie Reste aus der Landwirtschaft und Landschaftspflege wie Stroh und Heu. In der Technik liegt der Schwerpunkt auf Innovation und Energieeffizienz.
Der Staatssekretär forderte Landwirte, kleine und mittlere Unternehmen sowie Kommunen und Kreise auf, sich auch weiterhin am Bioenergiewettbewerb mit guten Ideen und innovativen Vorhaben zu beteiligen. Die Antragsfrist für den nächsten Durchgang endet am 31. Oktober 2009.
Quelle:
Wirtschaftsministerium