„Der Deutsche Qualifikationsrahmen soll die unterschiedlichen Qualifikationen in Europa verständlicher machen. Zugleich sollen die Bedeutung der beruflichen Handlungskompetenz bei der Einordnung von Qualifikationen und der Anreiz zu lebenslangem Lernen verstärkt werden“, erklärte der Ministerialdirektor des Wirtschaftsministeriums, Dr. Hans Freudenberg bei der Eröffnung der Tagung „Die Einordnung der Abschlüsse in den Deutschen Qualifikationsrahmen – Chancen und Risiken für die Berufliche Bildung“ heute in Stuttgart. Ziel der Veranstaltung war es, über den aktuellen Entwicklungsstand zum Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) zu informieren und die noch offenen Fragen zu diskutieren.
Der DQR ist ein Instrument zur bildungsbereichsübergreifenden Zuordnung von Qualifikationen auf einer Kompetenz-Skala von eins bis acht. Auf nationaler Ebene soll damit vor allem die Gleichwertigkeit und Durchlässigkeit zwischen den Bildungsbereichen der beruflichen und hochschulischen Bildung verbessert werden. Innerhalb der Europäischen Union geht es um eine höhere Transparenz der unterschiedlichen nationalen Bildungssysteme. Dazu sollen bis 2012 die Qualifikationen des DQR dem Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR) zugeordnet werden.
Nachdem im Februar 2009 ein Diskussionsvorschlag für einen deutschen Qualifikationsrahmen entworfen wurde, folgte eine rund einjährige Erprobungsphase, bei der Qualifikationen in den vier Bereichen Metall/Elektro, Gesundheit, Handel und Informationstechnik den Kompetenzniveaus des DQR exemplarisch zugeordnet wurden. Über die Ergebnisse der Erprobungsphase, die erst seit kurzem vorliegen, berichteten der Vorsitzende der Arbeitsgruppe DQR Lothar Herstix und Mitglieder der einzelnen Arbeitsgruppen aus der Erprobungsphase. Im Anschluss daran wurden die Chancen und Risiken der Einordnung der Abschlüsse mit Vertretern des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Kultusministerkonferenz sowie der Wirtschaft und der Gewerkschaften diskutiert.
Das deutsche Berufsbildungssystem stellt mit seiner Besonderheit der dualen Ausbildung in Schule und Betrieb innerhalb der Europäischen Union eine Ausnahme dar, die es ansonsten nur noch in Österreich und Dänemark gibt. „Neben dem ursprünglichen Ziel, die Mobilität in Europa zu fördern, bietet der Deutsche Qualifikationsrahmen deshalb die Chance, der Beruflichen Bildung eine breite Anerkennung in Europa zu verschaffen“, so Freudenberg. Das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg hat deshalb über die Wirtschaftsministerkonferenz frühzeitig auf die adäquate Berücksichtigung der beruflichen Bildungsabschlüsse gedrängt.
Freudenberg hob hervor, dass es angesichts der demografischen Entwicklung und den Prognosen über die gravierende Fachkräftelücke bei beruflich Qualifizierten für die Wirtschaft dringend erforderlich sei, dass die Attraktivität der dualen Ausbildung gesteigert werde. „Es darf deshalb nicht soweit kommen, dass die allgemeine und fachgebundene Hochschulreife oberhalb von drei- und dreieinhalbjährigen Ausbildungsberufen in den DQR eingeordnet wird. Denn eine solche Abstufung der hochwertigen Abschlüsse der dualen Berufsausbildung könnte sich nachteilig auf die Attraktivität der dualen Ausbildung und damit auch auf die Fachkräfterekrutierung der Unternehmen auswirken“, so Freudenberg.
Quelle:
Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg