Wettbewerb

Wirtschaftsstaatssekretär Richard Drautz gibt erste Ergebnisse im Bioenergiewettbewerb bekannt

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Baden-Württembergs Wirtschaftsstaatssekretär Richard Drautz hat heute in Stuttgart die Ergebnisse des ersten Durchgangs im Bioenergiewettbewerb vorgelegt. Nach Ablauf der ersten Antragsfrist und Begutachtung der eingegangenen Anträge konnten nun die besten Vorhaben für eine Förderung ausgewählt werden. Wie Staatsekretär Drautz erläuterte, wurden insgesamt siebzehn Anträge eingereicht, von denen acht einen positiven Förderbescheid erhalten werden. Drei weitere werden zur Überarbeitung und Wiedereinreichung ihres Antrages aufgefordert. Mit den bewilligten Mitteln in Höhe von gut 1,4 Mio. Euro können Investitionen in der Größenordnung von knapp 8 Mio. Euro angestoßen werden.

Das Förderkonzept für Bioenergie war grundlegend überarbeitet worden, nachdem die Zuständigkeit für die Erzeugung von Energie aus Biomasse und nachwachsenden Rohstoffen Mitte 2006 vom Ministerium für Ländlichen Raum (MLR) auf das Wirtschaftsministerium (WM) übergegangen war. Wurden früher ausschließlich Hackschnitzelheizanlagen und damit verbundene Nahwärmenetze gefördert, würde jetzt ein breiterer Förderansatz verfolgt, erläuterte Drautz: „Keine Festlegung auf einen Brennstoff und auf eine Energietechnik, sondern Öffnung des Brennstoffspektrums auf bisher kaum oder nicht genutzte Biomassen wie Reste aus der Landwirtschaft und Landschaftspflege wie Stroh und Heu sowie Schwerpunktsetzung in der Technik auf Innovation und Energieeffizienz.“

Für den ersten landesweiten Bioenergiewettbewerb steht eine jährliche Fördersumme von rund zwei Millionen Euro bereit, um die sich Projektträger mit ihren Vorhaben bewerben können. Alle drei Monate werden die bis zum jeweiligen Stichtag eingegangenen Anträge unter Beteiligung eines Beirates mit Vertretern der Verbände, der Verwaltung und der Wissenschaft bewertet.

Damit hat Baden-Württemberg als erstes Bundesland ein im doppelten Sinne „innovatives“ Förderprogramm für Bioenergie. Zum einen ein innovatives Verfahren, bei dem in einem Wettbewerb die besten Vorhaben ausgewählt werden. Zum anderen die Betonung der Innovation als Förderkriterium, das nach Drautz’ Worten in der Gesamtabwägung eine mitentscheidende Rolle spielt. Für Standardanlagen, die im Wettbewerb keine Förderung erhalten, können die Finanzierungsmöglichkeiten über Bürgschaftsprogramme der Bürgschaftsbank Baden-Württemberg bzw. der L-Bank verbessert werden. Mit dieser Initiative wird der Zugang zur Fremdkapitalfinanzierung über die Kreditwirtschaft wesentlich erleichtert und damit auch für im Wettbewerb nicht geförderte Vorhaben eine Finanzierungsmöglichkeit eröffnet.

Wie Staatssekretär Richard Drautz weiter erläuterte, können die in der ersten Runde ausgewählten Projekte drei Schwerpunkten zugeordnet werden:

In einem ersten Schwerpunkt sollen Halmgüter zur Verfeuerung eingesetzt werden. Das Brennstoffspektrum reicht dabei von Reststoffen aus der Landwirtschaft über Energiepflanzen bis zu Landschaftspflegematerial aus Naturschutzgebieten.

  • Die Raufutterhandel GbR B+B Müller errichtet in Dietingen-Böhringen (Landkreis Rottweil) eine Pelletierungsanlage mit einer Jahreskapazität von 2.000 t zur Herstellung von Stroh- und Heupellets. Weitgehend für landwirtschaftliche Zwecke unbrauchbares Stroh und Heu soll dazu für eine energetische Nutzung aufbereitet werden. Bisher existieren keine speziellen Pelletieranlagen für Halmgüter in Baden-Württemberg, so dass die Anlage einen wichtigen Schritt darstellt zur Erschließung des großen, für energetische Zwecke noch ungenutzten Stroh- und Heupotenzials. Die Anlage wird deshalb mit bis zu 79.500 Euro gefördert.
  • Zur anteiligen Wärmeversorgung von Behindertenwerkstätten der Diakonie Kork (bei Kehl) plant die Firma WTS eine Anlage zur Verfeuerung von Miscanthus (Chinaschilf) und Getreideganzpflanzen. Um eine problemlose Lagerung und Dosierung der Brennstoffe zu erreichen, sollen zusätzlich die Rohsubstrate in einer eigens errichteten Brikettieranlage zu Briketts verarbeitet werden. Durch die Verwendung insbesondere von Miscanthus können neue und zukunftsfähige Potenziale erschlossen werden. Die Firma WTS erhält zur Umsetzung dieses Vorhabens knapp 250.000 Euro.
  • Rohstoffe zur Wärmegewinnung direkt vor der Haustüre findet die Energie- und Landschaftspflege Bodensee (ELABO). Der Allensbacher Ortsteil Kaltbrunn soll zukünftig weitgehend mit Wärme aus der Verbrennung von schilfreichem Heu aus umliegenden Naturschutzflächen versorgt werden. Durch die Nutzung dieser Flächen werden neue Brennstoffquellen erschlossen. Gleichzeitig werden Entsorgungsprobleme für Landschaftspflegematerial gelöst. Die zukunftsweisende Idee erhält eine Förderung von 250.000 Euro.
  • Auch in Wilhelmsdorf (Landkreis Ravensburg) stehen große Mengen von ungenutztem Aufwuchs aus dem Pfrunger Ried zur Verfügung. Die KWA Contracting AG beabsichtigt, dieses Naturschutzheu zur Wärmeversorgung kommunaler und sozialer Einrichtungen zu verwenden. Zusätzlich soll die Abwärme genutzt werden, die bei der Stromerzeugung in einer Biogasanlage anfällt. Die innovative Brennstoffnutzung und die energieeffiziente Verwendung der Biogasabwärme werden mit 250.000 Euro gefördert.

In einem zweiten Schwerpunkt wollen, wie Drautz erläuterte, mehrere Vorhaben die Wärmeversorgung von Wohngebieten oder von kommunalen Einrichtungen über ein durchdachtes Gesamtsystem ausschließlich über Bioenergienutzung erreichen. Hierzu zählen neben dem geförderten Projekt auch zwei zur Antragsüberarbeitung aufgeforderte Vorhaben.

  • In Lippertsreute (Überlingen Bodenseekreis)) soll – nach Mauenheim (Immendingen Landkreis Tuttlingen) - das zweite Bioenergiedorf in Baden-Württemberg entstehen. Die Firma Solarkomplex plant, das gesamte Dorf über Bio¬energie mit Wärme zu versorgen durch den Einsatz einer Holzhackschnitzelfeuerung und die Nutzung der Abwärme einer Biogas-Verstromungsanlage. Die Wärmeverteilung erfolgt über ein weiträumiges Nahwärmenetz mit circa 5 Kilometer Länge. Durch den Einsatz eines Pufferspeichers kann die Wärmeversorgung zu 100 Prozent aus regenerativen Energiequellen erfolgen. Dieses zweite Bioenergiedorf in Baden-Württemberg ist als Multiplikator ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Wirtschaftlichkeit solcher Projekte. Es hat Vorbildcharakter für potenziell viele weitere derartige Projekte in Baden-Württemberg und erhält deshalb eine Förderung von 250.000 Euro.

Nach Drautz’ Worten wird beim Boom zum Bau von Biogasanlagen sehr häufig eine effiziente Nutzung der entstehenden Abwärme übersehen. Entsprechend werden in einem dritten Schwerpunkt auch innovative Lösungen für diesen Bereich gefördert.

  • So plant die Firma Söhnergy in Schwaigern (Landkreis Heilbronn) den Aufbau einer Kraft-Wärme-Kälte-Kopplungsanlage. Vorgesehen ist der Einsatz einer Absorptionskälteanlage, in der aus der Abwärme einer Biogasverstromung Kälte erzeugt werden kann. Die erzeugte Kälte wird über ein Kältenetz verteilt und ersetzt bestehende Kompressionskälteanlagen in der Produktion von Kunststofferzeugnissen. Überschüssige Wärme kann im Winterhalbjahr zur Wärmeversorgung für angrenzende Gewerbe- und Wohngebiete verwendet werden. Durch Nutzung der Abwärme zur Kälteerzeugung kann die üblicherweise fehlende Wärmenutzung im Sommer ausgeglichen werden. Zur Umsetzung dieses innovativen Ansatzes gibt es eine Förderung von 148.000 Euro.
  • Die Stadtwerke Fellbach planen den Bau von zwei Biogasleitungen, durch die das Biogas von einer Anlage zu Schulzentren mit Sport- und Festhallen in Schmiden und Oeffingen geleitet werden. In Schmiden werden die bestehenden Erdgas-Blockheizkraftwerke auf Biogas umgerüstet und in Oeffingen ein neues Biogas-Blockheizkraftwerk errichtet. Durch den Bau der Biogasleitungen wird es ermöglicht, örtlich unabhängig vom Standort der Biogasanlage Strom und Wärme zu erzeugen, die energetische Nutzung aus der Biogasanlage also auszulagern und dadurch eine sehr gute Wärmenutzung und Energieeffizienz zu erreichen. Das Projekt erhält eine Förderung von 111.900 Euro.
  • Die Familie Ewald betreibt auf dem Palmhof (Bräunlingen, Schwarzwald-Baar-Kreis) eine Biogasanlage. Da nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten zur Wärmenutzung existieren, soll zur Effizienzsteigerung eine ORC-Turbine nachgerüstet werden. Über die ORC-Turbine kann aus der Abwärme des Biogas-Blockheizkraftwerkes nochmals Strom gewonnen werden und dadurch die Stromproduktion um 13,5 Prozent gesteigert werden. Besonders interessant ist bei dieser neu entwickelten, in Deutschland in Biogasanlagen noch nicht eingesetzten ORC-Turbine neben dem guten Wirkungsgrad die kleine elektrische Leistung von 60 kW. Anlagen, die aus Abwärme Strom erzeugen können, standen bisher in dieser Leistungsklasse nicht zur Verfügung. Insbesondere an bestehenden Biogasanlagen, die keine Möglichkeiten zur Wärmenutzung aufweisen, könnte diese Technik zur Effizienzsteigerung beitragen. Für diese Pilotanlage stehen bis zu 96.000 Euro Fördergelder bereit.

Nach Drautz’ Worten werden die geförderten Vorhaben zusammen mit den in ihrer Nachfolge umgesetzten Projekten einen wesentlichen Beitrag leisten können, um die energiepolitischen Ziele der Landesregierung - eine Verdoppelung bis Verdreifachung der Bioenergienutzung - zu erreichen. Staatssekretär Drautz forderte Landwirte, kleine und mittlere Unternehmen sowie Kommunen und Kreise auf, sich am Bioenergiewettbewerb mit guten Ideen und innovativen Vorhaben zu beteiligen. Die Antragsfrist für den zweiten Durchgang des Bioenergiewettbewerbs endet am 31. Oktober diesen Jahres.

Quelle:

Wirtschaftsministerium

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